Ex-Kunsthändler „Da werden einigen Menschen die Ohren pfeifen“ – Achenbach veröffentlicht Memoiren

Düsseldorf · Als Kunstberater verdiente er Millionen – auch mit Betrug. Raus aus der Haft begann Helge Achenbach, seine Memoiren zu schreiben. Laut Achenbach werden diese eine „schonungslose und selbstkritische Abrechnung sein.“

Der erste Versuch einer Buchveröffentlichung mit einem Journalisten scheiterte noch. Nun kündigt Helge Achenbach seine von ihm selbst geschriebenen Memoiren an.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ein Foto des Autors, das aus einem Bilderrahmen heraus durch einen Reißwolf läuft: Schon der Buchdeckel der Memoiren von Helge Achenbach (67) hat es in sich. Immerhin bedient sich der ehemalige Kunstberater und Ex-Häftling damit bei der spektakulären Aktion des Künstlers Banksy, dessen Werk „Girl With Ballon“ sich nach der Versteigerung selbst zerstörte.

„Selbstzerstörung“ heißen denn auch Achenbachs Memoiren. Sie sollen am 16. Oktober erscheinen – und dürften Teile des Kunstbetriebs nervös machen. Achenbach kündigt schon mal werbewirksam an: „Da werden einigen Menschen die Ohren pfeifen.“

Vor einem Jahr war Achenbach nach vier Jahren Haft aus dem Gefängnis freigekommen. Er hatte den 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht bei Kunst- und Oldtimerverkäufen mit verborgenen Preisaufschlägen um Millionen betrogen. Auch dieser Part seines Lebens wird sich in dem Buch – das laut Verlag gut 200 Seiten umfassen soll – wiederfinden.

„Ich werde ans Eingemachte gehen“, kündigte Achenbach bereits an. In einem Facebook-Eintrag schreibt er über sein Buch: „Eine ehrliche Reflexion über mein unglaubliches Leben. Über Freunde, Feinde, die Liebe, die Justiz. Über den Kunstmarkt. Über Sammler und Künstler.“

Natürlich werde er die echten Namen nennen. Angst vor den Folgen habe er nicht: „Ich habe mich in Gefängnissen immer wohl gefühlt“, sagt er – und lacht.

Der Münchner Riva-Verlag ahnt wohl, was da auf ihn zukommt: „Uns liegt das Manuskript noch nicht vor. Aber wir werden es eingehend juristisch prüfen“, so ein Sprecher. Das Buch werde pünktlich zur Frankfurter Buchmesse erscheinen. Achenbach selbst denkt an Lesungen in Museen oder Galerien: „Da habe ich bereits viele Anfragen bekommen.“

Seit seiner „Befreiung“ – so nennt Achenbach seine Haftentlassung im vergangenen Juni – arbeite er an dem Buch: „Ich liege mit dem Schreiben gerade in den letzten Zügen.“ Das Ende werde die Gegenwart sein, die wolle er so aktuell wie möglich halten. „Deshalb habe ich mir das noch aufgespart.“

Achenbachs Imperium aus Kunstfirmen und Restaurants ist nach der Insolvenz längst zerschlagen. Sein Vermögen ist weg. Seine Frau auch. Nach der Scheidung ist er mit einer 30 Jahre jüngeren litauischen Künstlerin zusammen. Nach der Haft war er bei Enthüllungsjournalist Günter Wallraff in Köln eingezogen, malt nun selbst und engagiert sich auf einem ehemaligen Bauernhof bei Düsseldorf für im Ausland politisch verfolgte Künstler.

Das Buch sei „nicht als Abrechnung oder Rache gedacht.“ Vielmehr solle es eine „schonungslose und selbstkritische Abrechnung sein.“

Der erste Versuch dazu war im letzten Sommer gescheitert: Ein Journalist hatte mit Achenbach einen biografischen Roman mit dem Titel „Kunst Macht Geld“ geschrieben. Die bereits angekündigte Veröffentlichung wurde gestoppt. Die beiden hätten sich nicht auf ein Manuskript einigen können, teilte der Droste-Verlag damals mit.

„Das war mir zu boulevardesk“, sagt Achenbach rückblickend. Deshalb habe er jetzt alles selbst geschrieben. Nur auf die Idee mit dem Banksy-Cover sei er nicht selbst gekommen – „das war meine Beraterin“. Aber er finde den Buchdeckel großartig: „Besser kann man es nicht machen.“

Da klingt er selbstbewusst wie damals, als millionenschwerer Kunstmanager – bevor er sein Leben einmal geschreddert hat.

(dpa)