Spanien sucht Überreste von Nationaldichter Cervantes

Madrid (dpa) - Wo liegt Miguel de Cervantes? Knapp 400 Jahre nach dem Tod des legendären „Don Quijote“-Autors (1547-1616) hat in Spanien die erste Suche nach den verschollenen Überresten des spanischen Nationaldichters begonnen.

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Mit einem Bodenradar wurde am Montag in der Altstadt von Madrid der Untergrund des Klosters San Ildefonso de las Trinitarias descalzas erkundet. Dort wurde Cervantes auf eigenen Wunsch beigesetzt, als er mit 68 Jahren in Armut starb. Das im sogenannten Literatenviertel gelegene Kloster wurde mehrmals umgebaut und erweitert, so dass heute nicht mehr bekannt ist, wo die Grabstätte genau liegt.

Das Projekt der Madrider Stadtverwaltung soll einschließlich der Ausgrabung und Identifizierung der Überreste insgesamt 100 000 Euro kosten. Vor drei Jahren hatte eine private Initiative von Experten schon einmal nach den Knochenresten des Schöpfers des „Ritters von der traurigen Gestalt“ suchen wollen. Das Vorhaben scheiterte allerdings an Geldmangel.

„Ich bin sehr optimistisch, da wir heute bei den ersten Erkundungen erkennen konnten, dass die Qualität des Untergrunds für die Suche mit dem Bodenradar sehr gut ist. In geringerer Tiefe könnten wir hier unter dem Kirchenboden sogar einen Kugelschreiber oder ein Feuerzeug finden“, sagte Luis Avial, ein Mitglied des Suchteams, der Nachrichtenagentur EFE.

Wie war Miguel de Cervantes? Woran ist er gestorben? Von der Entdeckung der Gebeine erhofft man sich wichtige Informationen über den Literaten und sein Leben. Dass seine Überreste etwa bei großen Bauarbeiten im 17. Jahrhundert aus der Kirche entfernt worden sein könnten, glauben die Experten nicht.

Die erste Etappe des Projekts soll drei Tage dauern. Danach will man bis Ende Mai eine dreidimensionale Karte des Untergrunds erstellen und die Ausgrabungsstellen bestimmen. Mit der Identifizierung der Überreste will man vor Jahresende beginnen. Diese letzte Etappe des Projekts gilt als schwierig. Eine DNA-Analyse sei nicht möglich, da es keine lebenden Nachkommen von Cervantes gebe, hieß es. Daher hofft man, den Romanschreiber, Dichter und Theaterautor etwa anhand der übermittelten Körpermerkmale oder auch der Kriegsverletzungen zu identifizieren, die Cervantes 1571 im Kampf gegen die Türken an der Brust und am linken Arm erlitt.

Eine Suche nach den Überresten des spanischen Malers Diego Rodriguez de Silva y Velázquez endete in Madrid vor 14 Jahren allerdings in einem Fiasko. Zweijährige Untersuchungen des Erdreichs unter einem Platz, auf dem einmal eine Kirche gestanden hatte, endeten ergebnislos. Velázquez war in der Krypta der Kirche beigesetzt worden - doch das Gotteshaus wurde 1809 abgerissen.