Stanisic und Streeruwitz auf Longlist - Mosebach nicht
Frankfurt/Main (dpa) - Eine Longlist mit Sasa Stanisic und Thomas Hettche - aber ohne Martin Mosebach. 20 Titel hat eine Kritikerjury am Mittwoch in Frankfurt für das beste Buch des Jahres im deutschsprachigen Raum nominiert.
Gegenwartsromane sind darunter wie auch historische Stoffe - und renommierte Autoren wie auch Debütanten.
Dass aber Mosebachs „Blutbuchenfest“ unter den Tisch gefallen ist, hält ARD-Literaturkritiker Denis Scheck für einen „Skandal“. Mosebach hätte unbedingt auf die Longlist gehört, sagt auch Rainer Moritz, Chef des Hamburger Literaturhauses.
Außer Mosebach, dessen neuer Roman in den Feuilletons durchaus kontrovers besprochen wurde, fehlt von der Prominenz auch Wilhelm Genazino und vor allem Judith Hermann mit ihrem soeben erschienenen Stalker-Roman „Aller Liebe Anfang“. Aber eine Jury kann es nie allen recht machen. Insgesamt hält auch Scheck die Liste, die am 10. September auf sechs Titel reduziert wird, für durchaus ausgewogen.
Geschafft in die Longlist haben es hochambitionierte Autoren wie Angelika Klüssendorf, Michael Köhlmeier, Ulrike Draesner, Heinrich Steinfest, Lutz Seiler oder Feridun Zaimoglu. Aus der Schweiz sind mit Gertrud Leutenegger, Charles Lewinsky und Lukas Bärfuss gleich mehrere prominente Namen vertreten.
Die Jury hat auch Sinn für Selbstironie bewiesen: Mit dem Roman der Wienerin Marlene Streeruwitz „Nachkommen“ wurde ein Buch nominiert, das mit der branchenüblichen Marketing-Hysterie beim Deutschen Buchpreis abrechnet. Streeruwitz weiß, wovon sie spricht: Sie stand 2011 schon auf der Shortlist. Klüssendorf war im selben Jahr mit ihrem herben DDR-Roman „Das Mädchen“ ebenfalls schon einmal nominiert. Jetzt hat sie es mit ihrem Fortsetzungsroman „April“ erneut geschafft.
Auch Hettche, der vor acht Jahren im Finale ein heißer Anwärter auf den Preis war, kann sich wieder Hoffnungen machen. Sein Roman, der sich historisch mit der Pfaueninsel in der Havel beschäftigt, gilt als einer der Favoriten - auf alle Fälle für die Shortlist. Da sind sich Kritiker wie Scheck und Moritz einig. Ganz hoch wird Lutz Seiler mit seinem Anfang September erscheinenden Wende-Roman „Kruso“ gehandelt, der auf der Ostsee-Insel Hiddensee spielt.
Auch das hochgelobte Buch des Deutsch-Bosniers Stanisic spielt in der ehemaligen DDR. Der uckermärkische Dorfroman „Vor dem Fest“ hat bereits im Frühjahr auf der Leipziger Buchmesse den Belletristik-Preis erhalten. Ob das bei der Kür des Gewinners am 6. Oktober in Frankfurt für oder gegen ihn spricht, bleibt offen. Letztlich sollten taktische Erwägungen keine Rolle spielen, meint Moritz. „Das beste Buch sollte gewinnen.“
Der Sieger beim Deutschen Buchpreis, den der Dachverband der Branche zum zehnten Mal organisiert, erhält 25 000 Euro. Noch viel interessanter ist aber die Chance, ganz oben auf die Bestsellerliste zu kommen.