Stéphane Hessel sieht wachsende Unzufriedenheit

Berlin (dpa) - Der französische Autor Stéphane Hessel (93) sieht in den Volksbewegungen in Nordafrika und den aufkommenden Protesten in Europa eine international immer stärker werdende Demokratiebewegung.

Weltweit finde ein Abschied aus einer Zeit statt, in der man die Regierungen und Parteistrukturen als gerechtfertigt empfunden habe, sagte er am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Der KZ-Überlebende und ehemalige Résistance-Kämpfer Hessel hatte in dem Essay „Indignez-vous!“ („Empört euch!“) zum Protest gegen Ungerechtigkeit und das Finanzmonopol aufgerufen. In Frankreich wurde das kleine Buch zum Verkaufsschlager, auch in Deutschland stieß es auf reges Interesse.

Die Volksbewegungen in Tunesien und Ägypten hätten einen Appell ausgesendet, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, der nun auch in Europa gehört werde, sagte Hessel. Seit der Wirtschaftskrise 2007 werde in vielen Ländern kaum noch nach den Bedürfnissen der Bevölkerung regiert. Darum sei ein deutlicher Druck nach Veränderung entstanden.