50 Jahre Neubau der Frankfurter Bühnen

Frankfurt/Main (dpa) - Schon äußerlich ist es ein besonderes Haus: Schauspiel und Oper - und bis zu seiner Auflösung auch das Ballett - teilen sich in Frankfurt ein Gebäude, das an Schlichtheit kaum zu überbieten ist.

Mitte Dezember 1963 wurde es eröffnet.

50 Jahre später gibt es Sanierungsbedarf. Wie groß der ist, wird gerade untersucht. Mit dem Beginn der Bauarbeiten ist vor 2020 nicht zu rechnen.

„So radikal wie die Schaufront von Apel/Beckert/Becker hatte von Münster bis Düsseldorf, Mannheim bis Köln noch kein Theaterbau jegliche Repräsentation verweigert“, schreibt Architekturkritiker Dieter Bartetzko in dem Bildband „Ein Haus für das Theater - 50 Jahre Städtische Bühnen Frankfurt“, das zum Jubiläum erschienen ist.

Für den Neubau mit seiner 120 Meter langen Glasfassade war ein verschnörkelter Jugendstil-Prachtbau nebst Säulengang und Gärtchen abgerissen worden, den man nach dem Krieg zunächst wieder aufgebaut hatte. Das gefiel nicht jedem. „Fabrik“, spotteten die einen, „Aquarium“ die anderen. Später zog dann doch ein wenig Zierrat ein: die goldenen Wolken am Himmel des Doppelfoyers, ein Bilderzyklus von Marc Chagall im Raum zwischen Schauspiel und Oper.

1987 stand das Haus in Flammen: Ein Obdachloser war in das Gebäude eingedrungen, hatte Feuer gelegt und das Opernhaus abgefackelt. Drei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten, während derer die Oper ins Schauspiel und das Schauspiel ins Bockenheimer Depot umzog, ein ehemaliges Straßenbahndepot, das die Städtischen Bühnen bis heute nutzen. Hinter der Fassade des Bühnen-Gebäudes wird eigentlich permanent gebaut, vor drei Jahren etwa wurden für 60 Millionen Euro neue Werkstätten errichtet.

Hilmar Hoffmann, langjähriger Kulturdezernent der Stadt, erinnert sich an viele Geschichten hinter der Glasfassade - etwa das Mitbestimmungsgesetz. Am Schauspiel bestimmten in den 1970er Jahren alle über alles, so hatte zum Beispiel der Bühnenarbeiter ein Mitspracherecht beim Spielplan oder bei der Besetzung. Außerdem gab es den Skandal um das Fassbinder-Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“, der Wellen bis nach Israel schlug. Aktivisten besetzten die Bühne, um die Aufführung des Stücks zu verhindern, das sie als antisemitisch empfanden.

50 Jahre nach der Eröffnung ist das Haus sanierungsbedürftig. „Es gibt eine Reihe von Problemen“, sagt der Geschäftsführer der Städtischen Bühnen, Bernd Fülle. Die spektakuläre Fassade ist nur einfach verglast: Im Winter heizt man den Willy-Brandt-Platz, im Sommer ist es im Foyer brütend heiß. Immer wieder gibt es Wasserschäden und Rohrbrüche.

„Ab Sommer 2014 wollen wir eine Bestandsaufnahme machen“, sagt Fülle. In der spielfreien Zeit werden dann Decken geöffnet und Wände aufgeklopft. Bis eine Machbarkeitsstudie vorliege, könne es aber leicht drei bis vier Jahre dauern. Der Bau selbst hat sich seiner Einschätzung nach bewährt: Dadurch, dass die Werkstätten für beide Sparten arbeiten, spart man Personal. Aber das Wichtigste: „Die Künstler fühlen sich wohl.“