Bravo-Rufe Ballett-Klassiker „Don Quixote“ in Hamburg

Hamburg (dpa) - Kastagnetten, Tamburin und Flamenco: Die Bühne der Hamburger Staatsoper hat sich in einen quirligen spanischen Dorfplatz verwandelt. Da wandeln Fächerverkäufer und Mönche in langen Kutten, flanieren Burschen in bunten Westen und Mädchen in feurigen roten Kleidern.

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Eines von ihnen ist die hübsche Wirtstochter Kitri, die sich unsterblich in den Barbier Basil verliebt hat. Doch ihr Vater ist gegen die Verbindung, er möchte seine Tochter lieber mit einem reichen Adeligen verheiraten. Bevor die beiden trotzdem ihr Glück finden, müssen sie eine Reihe von Abenteuern bestehen - bei denen ihnen Don Quixote und sein Diener Sancho Pansa zu Hilfe eilen.

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Für seine Interpretation des Ballett-Klassikers „Don Quixote“ von Marius Petipa (1818-1910) ist das Hamburg Ballett am Sonntagabend stürmisch gefeiert worden. Vor allem die beiden Solisten Madoka Sugai als Wirtstochter Kitri und Alexandr Trusch als Basil erhielten langanhaltenden Applaus und Bravo-Rufe für atemberaubenden Spitzentanz und waghalsige Sprünge. Der Direktor des Wiener Staatsballetts, Manuel Legris, hat den Ballett-Klassiker in der Choreografie von Rudolf Nurejew mit der Compagnie einstudiert. „Die Technik ist sehr anspruchsvoll. Ich fühlte mich geehrt, als John Neumeier fragte, ob ich das Ballett mit seinen Tänzern einstudieren möchte“, sagte Legris, der noch unter Ballettlegende Rudolf Nurejew (1938-1993) das Stück getanzt hat.

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Hamburgs Ballett-Chef John Neumeier (78) hat den Ballett-Klassiker von 1869 ausgewählt, um einer neuen Generation von Tänzern eine Bühne zu bieten. Denn seine Devise lautet: Die Tänzer seiner Compagnie müssen die klassischen Grundlagen beherrschen, um darauf aufbauend modernes Ballett zu tanzen. Als lebensfrohe und immer strahlende Kitri brillierte die 23-jährige Japanerin Madoka Sugai in ihrer ersten Hauptrolle. Selbst bei den technisch anspruchsvollsten Pirouetten sah es so aus, als ob sie mühelos über den Boden schwebte. „Auch wenn meine Arme und Beine verkrampfen, muss ich versuchen zu lächeln und den Moment zu genießen“, meinte die junge Solistin.

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Auch ihr Partner Alexandr Trusch meisterte die Herausforderungen bravourös. „Das alles leicht aussehen zu lassen, das ist die Kunst“, meinte der junge Tänzer. Auch schauspielerisch konnten die jungen Tänzer zeigen, was in ihnen steckt. Da weist die stürmische Kitri den reichen Adeligen (Konstantin Tselikov) schnippisch ab, spielt Basil gekonnt auf der Gitarre. Extra-Applaus erhält Carsten Jung für seinen Don Quixote, der samt Pferd und Lanze auf der Bühne erscheint und später sprichwörtlich gegen Windmühlen kämpfen muss. Nicolas Gläsmann erheitert als sein treuer, aber tollpatschiger Diener.

Spanisches Temperament versprühten die Matadore, allen voran Espada (Lizhong Wang) und seine feurige Flamencotänzerin (Patricia Friza). Folkloristisch ging es auch bei den Zigeunern zu, ein Fest für die Augen war der Auftritt der Dryaden/Waldnymphen in hellblauen Tutus und glänzenden Diademen (Bühnenbild und Kostüme: Nicholas Georgiadis). Ein schönes Schlussbild gaben die spanischen Tänzerinnen in bodenlangen schwarz-roten Kleidern und Mantilla-Kämmen, bevor Kitri und Basil ihr letztes romantisches Pas de deux tanzten.