Bayreuth zittert um sein Festspiel-Ritual
Tarifverhandlungen: Keine Auseinandersetzungen auf dem Rücken des Publikums.
Bayreuth/München. In den Tarifstreit auf dem "Grünen Hügel" in Bayreuth scheint Bewegung zu kommen. Beide Seiten wollen eine Beeinträchtigung der Aufführungen durch Streiks vermeiden. Voraussetzung ist nach Angaben der Gewerkschaft Verdi, dass es noch vor Beginn der Richard-Wagner-Festspiele am 25. Juli zu einer Vereinbarung über eine bessere Bezahlung des nichtkünstlerischen Bühnenpersonals kommt. Die zeitaufwendigeren strukturellen Fragen könnten auch später geklärt werden, sagte Hans Kraft von Verdi Bayern am Dienstag.
Die Gewerkschaft hatte die Gespräche vor einer Woche für gescheitert erklärt, weil die Festspielleitung den Chef des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, zu den Verhandlungen hinzugezogen hatte. An dem für kommenden Montag vereinbarten neuen Termin wird Bolwin nicht teilnehmen.
"Beide Seiten wollen Aktionen während der Festspiele vermeiden", sagte Festspielsprecher Peter Emmerich. Der Tarifstreit dürfe nicht auf dem Rücken des Publikums ausgetragen werden. "Das wäre mehr als bedauerlich, abgesehen von den Folgen etwa für die Rundfunkübertragung und das Image der Festspiele." Emmerich schloss nicht aus, dass die zusätzlichen Kosten durch höhere Löhne im kommenden Jahr höhere Eintrittspreise zur Folge haben werden. An den Sachkosten zu sparen sei kaum möglich, weil dies zulasten der künstlerischen Qualität gehen würde.
"Entscheidend für uns ist, dass es für die knapp 200 tariflich Beschäftigten noch für die laufenden Festspiele zur Einigung kommt", erklärte Hans Kraft. Dann werde es auch keine Streiks geben. Die Gewerkschaft sei bereit, mehrere Tage zu verhandeln. Allerdings müsse es bei der Bezahlung Verbesserungen geben.
Den Zeitdruck seitens der Gewerkschaft begründete Kraft damit, dass drei Viertel der Betroffenen nur während der Proben und der Aufführungen im Festspielhaus beschäftigt sind. "Die sind nach den Festspielen wieder weg."
Üb/er die aus seiner Sicht teils sittenwidrigen Arbeitsbedingungen könne auch nach Ende der Spielzeit weiter verhandelt werden. Emmerich signalisierte die Bereitschaft der Festspielleitung, zügig zu einer groben Einigung zu kommen, die anschließend verfeinert und wasserdicht gemacht werden könne.