Sieben Nachbilder vom schieren Nichts
Werke von Luis Jacob in Deutschland.
Mönchengladbach. Nach 1910 kamen die "leeren" Bilder auf, Bilder ohne Inhalt. Das Schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch gehörte ebenso dazu wie die reinen Farben von Alexander Rodtschenko oder die Abstraktionen von Barnett Newman und Mark Rothko. "Manifeste gegen das Bildhafte", nennt Luis Jacob derlei Werke. In seiner ersten deutschen Einzelausstellung im Museum Abteiberg setzt er sich damit auseinander.
Der 38-Jährige aus Toronto ist ein bekannter Konzept-Künstler, der schon auf der Documenta12 ausgestellt hat. In seiner Beschäftigung mit der Geschichte des Abteibergs war er auf die Anfänge gestoßen, als Giuseppe Panza di Biumo 1974 dem kurz vor der Eröffnung stehende Museum Werke aus seiner Sammlung als versprochene Dauerleihgaben wieder entzog, darunter auch sieben Werke von Rothko. Jetzt kommen sie doch ins Haus, oder genauer: Es sind nicht die Originale, die hängen im Museum Los Angeles. Es sind Nachahmungen. Er nennt sie "Bilder vom Nichts".
Die Posse um Panzas "Angebot" ist in Mönchengladbach in bester Erinnerung. Wer den großen Ausstellungsraum im Abteiberg betritt, in den vier Kabinette eingebaut wurden, fühlt sich gleichfalls auf den Arm genommen. Lucas zitiert die berühmten Rothko-Bilder.
"7 Bilder von Nichts, viermal wiederholt, in Dankbarkeit" nennt er seine Schau. Die "Dankbarkeit", die er seinem Vorgänger gegenüber erweist, ist fadenscheinig. In den ersten Kabinetten wirken die Bilder, die er eigenwillig neu erzeugt, wie Persiflagen. Nichts ist sensibel gemalt, der Dialog zwischen den Farbschichten bleibt ausgeklammert.
Die Nachbildungen im ersten Raum sind grob, im zweiten verwässert, anfangs sogar kleiner als die "Originale", und die feinen Übergänge in den Farben werden durch eine krustige, mit dem Schwamm erzeugte Malmaterie ersetzt. Der Gedanke an eine ironische Mimikry stellt sich ein. Wie flache Zitate auf die Kissenbilder von Gotthard Graubner oder wie die Gemälde von Morris Louis, wie Spiegelbilder nach dem Klapp-System beim Rorsch-achtest, wirkt manches.
Verblassen, Auswaschen, das Spiel mit Positiv und Negativ, Tendenzen der Entmaterialisierungen, Nach- und Erinnerungsbilder sind seine Themen. Erst im fünften Kabinett mit Werken aus dem Museums-Depot wird deutlich, was er will. Dort zeigt er Motive zum Auge und zum "Loch", zu Freiflächen, ausgerissenen Papieren, die indes "nichts" zeigen.
Es geht darum, dass sich der Betrachter selbst einbringt, seine Rolle in der Zwiesprache mit der Kunst neu definiert, die Stile der Vergangenheit zu neuem Leben bringt. Der Künstler fragt sich: Was bleibt, wenn die Bedeutung verschwindet? Dem Betrachter fällt die Aufgabe zu, die "Bilder vom Nichts" mit eigenen Assoziationen zu bevölkern. Museum Abteiberg Mönchengladbach, Abteistr. Eröffnung am Sonntag, 12 Uhr, bis 23.August