Hommage an Ikea-Gründer Ingvar Kamprad
bdquo;Das Wunder von Schweden“ ist eine gelungene musikalische Möbelsaga.
Recklinghausen. Aktionäre sitzen in einem Holzrondell. Über ihnen schweben Tafeln der fallenden Aktienkurse. Es beginnt die Geschichte von Ingvar Kamprad (überzeugend: Andreas Grötzinger), der mit 17 Jahren das Möbelhaus Ikea gründete.
Auf musikalische und echt schwedische Weise erzählen Erik Gedeon und Klas Abrahamsson „Das Wunder von Ikea“. Ein volles Haus kommt bei der Uraufführung bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen in den Genuss eines komödiantischen Liederabends über den Ikea-Gründer, der „demokratisches Design“ unters Volk, sein bis heute weltweit erfolgreiches Möbelkonzept allerdings nie an die Börse bringen wollte. Stattdessen gründete er lieber eine Stiftung.
Die Zuschauer erleben, wie Ingvar von einem leidenschaftlichen Verkäufer zum „gütigen Kapitalisten“ wird. Ingvars Erfolgsrezept? – Die Möbel tragen Namen, der Kunde wird geduzt, schleppt die Ware selbst durchs Lager und baut sie zu Hause auch selbst auf. Spätestens da kann sich jeder Zuschauer mit der großen Ikea-Family identifizieren.
Erzählt wird die Geschichte anhand von schwedischen Volksliedern, hervorragend gespielt mit Harmonium (Dietmar Loeffler) und Geige (Jana Mishenia). Es sind fröhlich-flotte schwedische Kinderlieder oder dramatische und nachdenkliche Stücke. Für Gedeon und Abrahamsson ist Kamprad heute schon eine schwedische Legende: „Uns war klar, dass wir es bei der Biographie über Ingvar Kamprad auch mit einem Evangelium zu tun haben. Die passende musikdramatische Form dafür ist ohne Zweifel das Oratorium. Gerade die dramatischen Möglichkeiten der Chöre und Rezitative faszinieren uns ungemein“, erklären sie ihre Musikauswahl.
Das Publikum honoriert den unterhaltsamen Abend mit Standing Ovations. Neben den Musikern überzeugt die herausragende Ensembleleistung – ob Chor, Duett oder a cappella. Besonders begeistert Tim Grobe mit tiefer Stimme und Verwandelbarkeit. Gedeon holt ein bisschen Schweden auf die Bühne (Abba, Pippi Langstrumpf). Die Inszenierung hat ein angemessenes Spieltempo, doch, um den Abend perfekt zu machen, hätte das musikalische Konzept im zweiten Teil etwas variiert werden können.
Ingvar Kamprad – fast 90 Jahre alt und „der gute Geist von Ikea“ (O-Ton: Gedeon) – weiß, sich gegen die harte Konkurrenz auf den Möbelmarkt durchzusetzen. Sein Motto: „Wir müssen sein die Billy-Billy-Billigsten!“