Konzerthaus Bochum: Scheitert der Neubau?
Die Stadt wollte 15 Millionen Euro beisteuern, muss jetzt aber kräftig sparen.
Bochum. Es schien alles perfekt: Nach 80 Jahren ohne Heimat sollten die Bochumer Symphoniker endlich wieder eine eigene Spielstätte bekommen. Doch jetzt scheinen diese Pläne ins Wanken zu geraten. Weil ein jährliches Defizit erwartet wird, das jenseits der 100-Millionen-Grenze liegt, wurde dem städtischen Haushalt die Genehmigung verweigert. Jetzt passt eine Millioneninvestition überhaupt nicht mehr ins Konzept der Stadt.
"Wir müssen so stark sparen, so tief in die Strukturen eingreifen, da ist das Konzerthaus Luxus, politisch nicht vermittelbar, sagte Grünen-Sprecher Wolfgang Cordes der "WAZ". Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz hingegen teilte in einem kurzfristig einberufenen Pressegespräch mit: "Nach wie vor halten wir das Konzerthaus für ein sehr wichtiges Kulturhauptstadtprojekt, das durch Spenden von über 20.000 Bochumern finanziell und ideell getragen wird." Die Planungen liefen weiterhin auf Hochtouren, hieß es.
Seit Beginn der Planungen hatte es immer wieder Streit gegeben, vor allem um den Sinn eines vierten Konzerthauses im Ruhrgebiet neben Essen, Dortmund und Duisburg. Allen Skeptikern zum trotz schien die Finanzierung gesichert: Die Stadt hatte 15 Millionen Euro zugesichert, Lotto-Unternehmer Faber fünf, und die Bochumer spendeten wie reichlich.
Auch Pop-Poet Herbert Grönemeyer hilft seiner Heimatstadt und tritt am Samstagabend im ausverkauften Stadion gemeinsam mit den Bochumer Symphonikern vor 28.000 Zuschauern auf. Mit einem Teil der Einnahmen soll der Bau unterstützt werden, bei dem nun keiner weiß, wie es wirklich weitergeht. Denn als Baustart war der 30. Mai vorgesehen, damit die Spielstätte noch im Kulturhauptstadtjahr 2010 eröffnet werden kann.
Auch Peter Dönninghaus, Vorsitzender des Freundeskreises Bochumer Symphoniker, ist mittlerweile skeptisch: "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber wenn das Konzerthaus nicht gebaut wird, wäre das schon schlimm - vor allem im Hinblick auf das Projekt Kulturhauptstadt." Sollte der Bau tatsächlich scheitern, fragt sich Dönninghaus, was mit den mehr als etwa zehn Millionen Euro passieren soll, die die Bürger bislang gespendet haben.
Bochums Kulturdezernent Karl-Michael Townsend geht davon aus, dass in Kürze die Entscheidung für einen Investor fallen wird. Townsend: "Bochum hat sich mit einer Reihe von Kulturhauptstadtprojekten außerordentlich gut aufgestellt. Wir werden sie nicht in vorauseilendem Pessimismus begraben."