Kabarett Bühnenabschied: Letzter Vorhang für Volker Pispers
Einer der bekanntesten politischen Kabarettisten in Deutschland nimmt im Düsseldorfer Savoy-Theater Abschied von seinem Publikum.
Düsseldorf. Volker Pispers hat aufgehört. Bislang gab es nur Gerüchte, jetzt äußerte sich der beliebte Kabarettist selbst zum Abschied: „Meine Frau Barbara hat es viele Jahre lang ertragen, dass ich immer weg war; jetzt bin ich gespannt, ob sie es erträgt, wenn ich die ganze Zeit zu Hause bin“, sagte der gebürtige Rheydter am Dienstag bei seinem letzten Auftritt im Savoy-Theater seiner Wahl-Heimatstadt Düsseldorf.
Gründe für den Ruhestand nannte Pispers nicht. Immerhin ließ er offen, ob er nicht doch irgendwann einmal in die Öffentlichkeit zurückkehrt, doch einen Zeitpunkt nannte er nicht. Auch auf seiner Internetseite gibt es keine Hinweise. Unter der Rubrik „Termin-Vorschau“ herrscht gähnende Leere.
Jetzt gehört der unermüdlich über Politik redende 57-Jährige zu der Gruppe, für die er seit Jahren mit satirischen Mitteln Partei ergreift: den Rentnern. Das Thema Altersarmut griff er auch jetzt auf und auch die Angst der Menschen, von der Rente nicht mehr leben zu können. Daher würden die Leute auch immer dicker, mutmaßt der Humorist: Die Menschen würden sich eine „Bio-Riester-Rente“ anfuttern, sozusagen eine „Burger-Versicherung“. Pispers plädiert hier lieber für rechtzeitige Proteste gegen Pflege-Notstände in Altenheimen und sagt zu wahr: „Wenn Sie da erstmal drin liegen, lässt sich das mit der Demo nicht mehr so gut organisieren.“
Wer in der Vergangenheit schon einmal einen Kabarett-Abend der Reihe „Bis neulich“ besucht hat, dem werden nun allerhand Wiederholungen aufgefallen sein. Bestimmte Pointen platziert Pispers immer wieder, etwa über Angela Merkel: „Die Merkel ist unschlagbar, der FC Bayern der Politik, nur ohne Pep halt.“ Aber ein paar neue Bonmots streute Pispers auch ein: „Die Merkel ist jetzt so lange dran, da tritt in Deutschland der Lindenstraßen-Effekt ein — man kann sich ein Leben ohne das nicht mehr vorstellen.“
Der studierte Theologe geht auch gerne mit bekennenden Christen ins Gericht. „Nimm alles, was du hast, und gib es den Flüchtlingen“, wandelt Pispers einen christlichen Leitspruch ab und fügt augenzwinkernd hinzu: „Zum Glück nimmt man als Christ seine Religion ja nicht ernst, sonst wäre man ja Moslem.“ Besonders viel Häme gießt Pispers über den Bundespräsidenten Joachim Gauck aus. „Ich bitte darum, das ck aus dem Namen zu streichen.“ Also betrachtet der Kabarettist die Betrauung Gaucks mit dem höchsten Amt im Staate als den „Gau“, den größten anzunehmenden Unfall, ursprünglich formuliert für eine Kernkraftwerkskatastrophe.
Pispers harsche Kritik gründet unter anderem in einer Rede Gaucks anlässlich des 70. Jahrestags des Weltkriegsendes. „Gauck hat die 27 Millionen toten Russen nicht einmal erwähnt und gleichzeitig Putin in eine Reihe mit Hitler gestellt.“ Ja, Pispers zeigt klare Kante, wettert gegen Obama, die „Friedens-Pfeife“, und macht auch vor König Fußball nicht halt.
Auf dem Kieker hat er auch den „Kaiser“ Franz Beckenbauer, der keine Sklaven in Katar gesehen habe. „Ein Sklave ohne Kugel am Bein zählt nicht“, legt Pispers Beckenbauer in den Mund. Für diesen sei der Spruch, „was du nicht im Kopf hast, musst du in den Beinen haben“ geradezu erfunden worden. Pispers spitze Zunge wirkt durch den gemütlichen rheinischen Tonfall immer etwas entschärft, doch vieles, was er sagt, bleibt harter Tobak. Man wird auf ihn nun verzichten müssen.