Bühnenpremiere von „Das Boot“ in Stuttgart
Stuttgart (dpa) - Eindringlich surrt der Ton der herannahenden Bombe. Krawumm. Die erste. Die Besatzung des U-Bootes wagt es kaum zu atmen. Die zweite Bombe explodiert. Dann eine dritte. Gerade noch hat das U-Boot zwei Schiffe versenkt, doch jetzt sind die Jäger die Gejagten.
Wasser bricht herein: erst im Maschinenraum, dann leckt auch die Decke. Die Besatzung ist eingeschlossen in die Stahlröhre, jetzt kommt es auf jede Sekunde an. Und jede Entscheidung des Kapitäns kann Leben oder Tod seiner Mannschaft bedeuten.
50 Männer waren es 1941 in Wirklichkeit an Bord des VII-C-Bootes U 96; 13 sind es am Donnerstagabend auf der Bühne des Alten Schauspielhauses in Stuttgart. Mit unheimlicher Wucht nimmt Manfred Langners Inszenierung von „Das Boot“ die Zuschauer mit und taucht sie mit bläulichem Licht ein in die Tiefe des Wassers.
Die Stuttgarter Bühnenfassung ist den Theatermachern zufolge nach einer Inszenierung in Oslo weltweit erst die zweite theatralische Umsetzung des Stoffes. Lothar-Günther Buchheim hatte in seinem Roman „Das Boot“ seine persönlichen Erlebnisse als Kriegsberichterstatter auf verschiedenen U-Booten literarisch verarbeitet. Die Verfilmung mit Jürgen Prochnow avancierte 1981 zum internationalen Erfolg und erhielt sechs Oscar-Nominierungen.
„Das Boot“ spielt im Oktober 1941. Die deutschen U-Boote machen im Zweiten Weltkrieg im Atlantik Jagd auf Handelsschiffe und Geleitzüge, die England mit kriegswichtigen Gütern versorgen. Doch die Frachter werden immer effektiver von Zerstörern geschützt, so dass die Aufträge an die U-Boot-Kommandanten Himmelfahrtskommandos gleichen.
Nur ein Bühnenbild reicht, um dem Publikum die Bedrängnis der Mannschaft plastisch klarzumachen. Ralf Stech spielt eindringlich den U-Boot-Kommandanten, der die innere Zerrissenheit seiner Männer unter Kontrolle halten muss. Das U-Boot ist ein Mikrokosmos, in dem die 13 Männer agieren, sich fürchten und beginnen, den Sinn ihrer Mission zu hinterfragen.
Der „Alte“, der Kapitänleutnant des Bootes, hat neben seinem erprobten Leitenden Ingenieur nur wenige erfahrene Matrosen, aber um so mehr „Milchgesichter“ an Bord. „Mach Bilder von ihnen, wenn wir zurück in den Hafen kommen“, herrscht der Kapitän zu Anfang noch den mitfahrenden Marinekorrespondenten Leutnant Werner an. „Denn dann haben sie Bärte.“