Désirée Nosbusch im Beziehungsdrama
Hamburg (dpa) - Draußen versinken die Twin Towers in Schutt und Asche, drinnen tobt ein Machtkampf im Geschlechterkrieg. In seinem 2002 in New York uraufgeführten Zwei-Personen-Stück „Tag der Gnade“ schildert der amerikanische Erfolgsdramatiker Neil LaBute das Ringen eines Paares um seine außereheliche Beziehung - befeuert von den 9/11-Ereignissen.
Moderatorin und Schauspielerin Désirée Nosbusch (48) fand Gefallen an dem Werk und initiierte Anfang 2012 eine Koproduktion der Théâtres de la Ville in ihrer Heimat Luxemburg. Die Inszenierung erhielt beim ersten Deutschland-Gastspiel am Donnerstagabend im ausverkauften Hamburger St. Pauli-Theater freundlichen Beifall.
In ihrer ersten großen Bühnenrolle verkörpert Nosbusch die Karrierefrau Abby, die sich zufällig heimlich mit ihrem Untergebenen Ben (Roman Knižka) in ihrem Loft trifft, während in den Türmen Tausende Menschen sterben. Für Ben nur eine Gelegenheit, sich mit seiner Freundin aus dem Staub zu machen und anderswo mit neuer Identität zu leben: Lieber will er als toter, heldenhafter Vater seiner Kinder in Erinnerung bleiben als auf Druck Abbys seiner Frau endlich die Wahrheit zu gestehen.
In kühl-elegantem Ambiente mit schwarzem Ledersofa liefert sich das Paar ein verbales Liebesduell. In teils drastischen Dialogen geht es in der Inszenierung, mit der Fernsehstar Herbert Knaup seinen Einstand als Regisseur gab, ans Eingemachte - um Stellungen beim Sex und in der beruflichen Hierarchie.
„Das liebe ich an dir - wie kompromisslos du dich immer wieder drückst“, ist einer der harmloseren Sätze, mit denen die dominante Frau ihren Lover provoziert. Bei aller Rhetorik und überraschendem Schluss wirkt der Theaterabend jedoch etwas monoton. Nosbusch nimmt man das aufgewühlte Innenleben nur bedingt ab, während Knižka den verschlossenen Mann intensiver und differenzierter spielt.
In der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ hatte Nosbusch vergangene Woche indirekt ihre neue Verbindung mit Daimler-Chef Dieter Zetsche (59) bestätigt. Manch ein Zuschauer im St. Pauli-Theater hielt denn auch Ausschau nach dem prominenten Wirtschaftsboss - jedoch vergeblich. Für „Tag der Gnade“ ist nach zwei Aufführungen in Hamburg ein Gastspiel in Berlin geplant.