Ex-Intendant Hartmann streitet gegen Burgtheater

Wien (dpa) - In Gerichtssaal M herrscht dicke Luft. Vor dem Arbeits- und Sozialgericht in Wien streiten sich seit Dienstag der im März gefeuerte Intendant Matthias Hartmann und das Wiener Burgtheater um Millionensummen.

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Der 50 Jahre alte Deutsche fordert von der „Burg“ rund zwei Millionen Euro, da er seine Kündigung für unberechtigt und unwirksam hält. Sein früherer Arbeitgeber hatte ihm vorgeworfen, seit Jahren von der undurchsichtigen Buchführung des Hauses gewusst zu haben, und ihn fristlos entlassen. Die Bühne hatte in der Spielzeit 2012/13 einen zweistelligen Millionenverlust verbucht. Eine gütliche Einigung lehnen beide Seiten derzeit ab.

„Die Frage wird sein, ob Hartmann seinen Geschäftsführerpflichten nachgekommen ist oder nicht“, kündigt die Vorsitzende Richterin Kristina Heissenberger an. Im Laufe des Prozesses sollen dazu rund 30 Zeugen gehört werden, unter anderem die einstige kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky und der Chef der österreichischen Bundestheater-Holding, Georg Springer, der am Montag seinen Rücktritt für Ende Juni angekündigt hat. „Das wird uns Jahre beschäftigen“, sagt Heissenberger.

Der von Hartmann eingeklagte Betrag setzt sich aus einer Kündigungsentschädigung, offenen Gagen und Zahlungen aus seinem bis Ende August 2019 laufenden Vertrag zusammen. „Natürlich geht es bei dem Verfahren um Geld, aber nicht nur. Es wurde der Ruf meines Mandanten massiv beschädigt“, sagt Hartmann-Anwalt Georg Schima. Er erhoffe sich von dem Prozess Gerechtigkeit, Transparent und Klarheit, meint Hartmann selbst.

Das Burgtheater wirft ihm schwere Vergehen vor. Die Entlassung sei erfolgt, da er nicht nur von den schwarzen Kassen am Haus gewusst, sondern von diesen auch profitiert habe, sagt Burg-Anwalt Bernhard Hainz. „Er hat das System aufrechterhalten.“ Nach dem Finanzdebakel werden an der renommierten Bühne in der kommenden Spielzeit nun unter anderem weniger Premieren als in der Vorsaison gezeigt.

Die nächsten Verhandlungstermine sind für den 24. und 25. September angesetzt. Zuvor soll ab Freitag (27. Juni) noch eine separate Klage verhandelt werden. Darin geht es um die aus Sicht von Österreichs Bundestheater-Holding rechtsunwirksam zustande gekommene Vertragsverlängerung für Hartmann im Jahr 2012. Hätte man Einblicke in das Finanzdebakel gehabt oder davon geahnt, wäre der Vertrag nicht verlängert worden, heißt es.