Frohes Fest mit Sir Paul
Fit, rockig und anrührend: McCartney und Band begeistern mit ihrer Zeitreise.
Köln. Mitreißend und anrührend, verzaubernd und einfach groß: Paul McCarntey und seine vier Musiker begeistern beim ersten von zwei Köln-Konzerten 15000 Menschen in der Arena mit einer 160-minütigen Zeitreise in 50 Jahre Musikgeschichte. The Beatles, Wings, Solo-Projekte und The Firemen - Sir Paul lässt keine Epoche seiner beispiellosen Karriere für die "lieben Leute in Kölle" aus. Ein denkwürdiger Abend.
Dass der Musiker und seine Anhänger in die Jahre gekommen sind, lässt ein Blick in den Innenraum der Arena erahnen: Sie ist bestuhlt! Dass passt zu den Eagles, aber doch nicht zu Macca. Denken sich auch die Fans. Schon mit den ersten Tönen des Openers "Magical Mystery Tour" stürmen etliche vor die Bühne und machen die erste Sitz-Reihe zur zweiten Wahl. Und auch bei "Drive my Car" haben die Krawatte tragenden Ordner alle Hände voll zu tun, Gänge und Fluchtwege freizuhalten.
Es ist ein Rockkonzert, das McCartney spielt. Keine Frage. Unterstützt von einer bestechend guten Band - fantastisch: Schlagzeuger und Sänger Abe Laborieljr. - hält McCartney das Tempo hoch. Er ist quirlig und für einen 67-jährigen Rockmusiker sehr, sehr fit. Und er ist in Plauderlaune: "I try to speak a klein bisschen Deutsch heute Nacht." Er tut’s ausgiebig. In Großvater-Manier erinnert er sich an die 60er, erzählt von Jimi Hendrix, Eric Clapton und natürlich von John und George. Ihm widmet er eine herrliche Version von "Something": solo mit Ukulele-Begleitung, schließlich mit wuchtiger Rock-Formation. Prachtvoll!
Eben noch Opa, dann wieder kleiner Junge: Wie ein solcher freut sich Paule, berichten zu können, für den Golden Globe nominiert worden zu sein. "I want to come home", heißt der Song, den er für den Robert de Niro-Film "Everybody’s fine" geschrieben hat. Der Film-Trailer läuft zur Live-Darbietung auf der Video-Wand.
"Fröhliche Weihnachten" wünscht er lachend. Trippelnd wie ein Rentier im Tiefschnee schlendert er durch die "Wonderful Christmastime". Dazu rieselt Schnee - auf der Videoleinwand und später real auf dem Nachhauseweg.
McCartney glänzt mit Hymnen wie "Let it be", kratzt an die hohen Tonlagen bei "The long and winding road", schmeichelt mit Liebeserklärungen wie "My Love", streichelt mit stillen Momenten wie bei "Blackbird" - aber siegt an diesem Abend als Rocker mit schier unbändiger Energie: "Back in the USSR", das komplexe "Band on the run" oder "Get back". Er rumpelt, rast und rockt wie ein Junger. Gigantisch die Inszenierung von "Live and let die", als Feuerfontänen und Knallkörper in die Arena jagen. Krachend und wuchtig setzt Macca mit "Helter Skelter" ein infernalisches Ausrufezeichen, das auch die Teenies unter den 15000 - es sind überraschend viele unter den bisweilen zu Tränen gerührten Fab-Four-Nostalgikern - staunen lässt. Was für eine furiose Legende! Am Schluss winkt sie - kaum verschwitzt, die Frisur sitzt: "Auf Wiedersehen!" Schön wär’s schon...