Kabarettist Peter Ensikat gestorben
Berlin/Dresden (dpa) - Er hat ostdeutsche Kabarettgeschichte geschrieben. Peter Ensikat, Bühnenautor und langjähriger Leiter des Berliner Kabaretts Distel, ist am Montagnachmittag im Alter von 71 Jahren in Berlin gestorben.
„Die DDR war überhaupt nicht lustig, aber sie war komisch“, spöttelte der auch als Buchautor beliebte Ensikat einmal. Als scharfsinniger Wortdrechsler verehrt, galt Ensikat als tiefernster Mensch. Mit der DDR verband ihn eine Hassliebe.
„Klug, intelligent und literarisch“ - so bezeichnete der künstlerische Leiter des Dresdner Kabaretts Die Herkuleskeule, Wolfgang Schaller, die Texte Ensikats am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Ich verliere nicht nur meinen engsten Freund, der 35 Jahre lang mein Schreibpartner war und ohne den in all den Jahrzehnten all jene Programme, die ein Stück Kabarettgeschichte geschrieben haben, nicht entstanden wären“, so Schaller in seiner Mitteilung zum Tod Ensikats. Mit dem Namen seines Freundes sei auch ein langes Stück Lebenslauf der Herkuleskeule verbunden.
Der in Finsterwalde in Brandenburg geborene Ensikat studierte in Leipzig Schauspiel. Er schuf Kinderstücke und begann in den 60er Jahren als Autor unter anderem für die Dresdner Kabarettbühne Herkuleskeule und die Berliner Distel zu schreiben. In den 80er Jahren war Ensikat der meistgespielte Theater- und Kabarettautor der DDR.
Im Wendeherbst 1989 gehörte Ensikat zu den Organisatoren der Demonstration am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz mit Hunderttausenden Teilnehmern. Ensikat forderte einen selbstbewussten, aber auch selbstkritischen Umgang der Ostdeutschen mit ihrer Vergangenheit. „Wir waren nicht nur die unterdrückten, notleidenden Opfer, die in Geiselhaft gehalten wurden“, schrieb er in seinem Buch „Das Schönste am Gedächtnis sind die Lücken“.
Dabei gestand er ein, sich in 40 Jahren DDR an eine schleichende Entmündigung gewöhnt zu haben. Das hätte er nie akzeptieren dürfen, so Ensikat einmal im Rückblick. Er und andere Kollegen hätten in einer „Sklavensprache geschrieben, unsere windelweichen Halbwahrheiten durch die Blume der Zensur geflüstert“. Viele DDR-Bürger hätten Honecker nach der Wende ganz besonders verübelt, „dass sie ihm so lange zugejubelt hatten“.