Rheinoper Düsseldorf: "Richard III." - Der mörderische Aufstieg

In Düsseldorf inszeniert Robert Carsen die Oper „Richard III.“ nach Shakespeare in der Musik des Italieners Giorgio Battistelli.

Düsseldorf. Blutroter Sand bedeckt den Boden der Bühne, auf der sich das Drama um den mörderischen König Richard III. von England abspielt. Im Rhein-Oper-Mobil, das dem Londoner Globe der Shakespeare-Zeit nachempfunden ist, fand nun die deutsche Erstaufführung von Giorgio Battistellis Oper "Richard III." nach Shakespeares gleichnamigem Schauspiel statt. Schon beim ersten Blick auf die Bühne, auf der ein ermordeter König im roten Sand liegt, schwant dem Betrachter Unheil.

Regisseur Robert Carsen, der die von Battistelli komponierte und vom Librettisten und Dramatiker Ian Burton getextete Oper zunächst für die Flämische Oper Antwerpen inszenierte, verzichtet weitgehend auf Kulissen und Requisiten. Das einzige historische Symbol ist die mit funkelnden und blitzenden Edelsteinen besetzte Krone. Um sie geht es denn auch.

Die Kostüme sind einheitlich: Richard und auch alle anderen männlichen Figuren tragen schwarze Anzüge. Mit schwarzen Hüten auf den Köpfen wirken sie alle wie Gangster aus einem amerikanischen 40er-Jahre-Kriminalfilm. In Schwarz gehüllt sind auch die Damen. Die Abstrahierung und Reduzierung des Visuellen auf tristes Schwarz, bleich geschminkte Gesichter und das Blutrot des Bodens entfaltet eine Suggestivkraft, die den Besucher zur psychischen Ebene der Handlung heranführt und gleichzeitig das Wesen der mitleidlosen Grausamkeit spüren lässt.

Spielleiter Frans Willem de Haas hat Carsens Regiekonzept so überzeugend auf die räumlichen Gegebenheiten des Rhein-Oper-Mobils übertragen, dass es den Anschein hat, als sei das Stück speziell für diese Bühne geschaffen worden. Wenn die Londoner Gesellschaft auf den Rängen des runden Raumes steht und dem blutbefleckten Richard die Königswürde anträgt, hat das einen diabolischen Effekt und die Bühne wird zum Rondell des mörderischen Aufstiegs.

Die Musik Battistellis wirkt wie ein imposanter Soundtrack zu einem Breitwandfilm. Allerdings bedient er sich modernerer harmonischer Mittel, als es sich ein Hollywood-Komponist erlauben dürfte. Im Vorspiel schnattert und jault es aus dem Orchester, eine Feuerwehrsirene heult allenthalben auf und die Tuttisten erzeugen einen kraftvoll-düsteren Klang. Battistelli komponierte sängerfreundlich kantabel ohne großes Zickzack der Intervalle. Die Musik mit ihrem unheilvoll brodelnden Klang variiert indes kaum und dient mehr einer atmosphärischen Grundierung anstatt als Erzählmedium zu fungieren.

Großen Anteil an der intensiven dramatischen Wirkung des Ganzen hat der Bariton John Wegner in der Rolle Richard III. Er hat mit Abstand die größte Partie und ist fast ständig auf der Bühne. Vor allem seine expressive Mimik und die Darstellung des körperlich wie seelisch verkrüppelten Tyrannen verleihen der Aufführung Eloquenz.

Geboren: 1953 in Albano Laziale bei Rom.

Ausbildung: Unter anderem Kompositionskurse bei Stockhausen und Maricio Kagel. Derzeit künstlerischer Leiter der Arena di Verona.

Werke: "Experimentum Mundi" (1981), Prova d’Orchestra" (1995), "Auf den Marmorklippen" nach Ernst Jünger.

Neues Projekt: Für 2008 arbeitet er an einem Auftragswerk der Rheinoper.