Ruhrtriennale: Bizarre Gestalten in düsterer Atmosphäre
William Forsythe präsentiert bei der Ruhrtriennale eine Uraufführung.
Bochum. William Forsythe hat sein Publikum schon immer vor Rätsel gestellt. Als er vor bald 30 Jahren antrat, das klassische Ballett zu erneuern, brachte er den Tanz aus der Balance. Er sprengte die Formensprache, durchbrach die klare Linie und verdrehte die Gliedmaßen.
Diese choreografischen Innovationen unterlegte Forsythe mal mit wispernden Geräuschkulissen, mal mit Schildern voller Nonsens-Texten. Der Zuschauer verstand nichts, war aber seltsam angetan.
In jüngster Zeit bemüht sich der Amerikaner um Verständlichkeit. So erläutert die Website „Synchronous Objects“ seine Choreografien. In seiner Uraufführung für die Ruhrtriennale „Now this when not that“ (jetzt dies, wenn nicht das“) setzt der 62-Jährige sogar eine Erzählerin auf die Bühne.
Mehrere Tänzer, am Ende sind es 17, zeigen Phasen von Notsituationen. Dazwischen liegen, so erfährt man durch Dana Caspersens sanfte Stimme, Wochen, Jahre, schließlich spricht sie von zwei bis drei Jahrtausenden.
Es sind merkwürdige Gestalten unterwegs, wie ein wirr palavernder Mann mit einer Art Kuhglocke und schwarz Verschleierte (Islamisten?). Ohrenbetäubendes Dröhnen, minutenlange Düsternis (Terroranschlag?) und penetrantes Schuhsohlen-Quietschen schaffen eine bedrohliche Atmosphäre.
Die Menschheitsgeschichte als Serie fortgesetzter Notfälle und Krisen? Ein diffuser Abend, der wie ein unangenehmer Traum vorüberzieht. Dabei ist das Ensemble in Topform — der Choreograf nicht.