So wird Fußball zur Kunst

Das Spiel wird zur sozialen Plastik, und Trikick, das Event für drei Teams, hat am Samstag Weltpremiere.

Kirschau. Sandro Porcu hat "mit Fußball eigentlich nichts am Hut". Doch seit einem halben Jahr beschäftigt sich der Bildhauer mit nichts anderem: Fußball als Kunstaktion. Geht das überhaupt? Ist die zweitschönste Nebensache der Welt nicht eine zu ernste Angelegenheit?

Das spielte für den 43-Jährigen keine Rolle, als er eingeladen wurde, etwas zum ostsächsischen Performance-Festival GrenzArt beizutragen. Er schaute sich in Kirschau bei Bautzen um und stellte fest, dass im Dreiländereck eine Verbindung zu den Tschechen und Polen "komplett fehlt".

Das wird sich am Samstag um 14 Uhr ändern. Dann dürfte zumindest auf dem Spielfeld in Kirschau munteres Palaver einsetzen, denn es spielen tschechische, polnische und deutsche Fußballmannschaften gegeneinander - und zwar immer drei Teams auf einmal.

Trikick hat Porcu die Aktion genannt, die außer Fußball noch zahlreiche andere Aspekte bietet. Das Projekt sucht selbstredend das Völkerverbindende, auch wenn Porcu einräumt, dass es wegen der Sprachbarrieren schleppend anlief.

Aber im ländlichen Raum auf deutscher Seite, wo es Kunst sonst schwer habe, diskutiere man seit Monaten über Trikick. "Mir gefällt auch die Graphik, den Blick von oben auf das Spielfeld mag ich sehr", sagt der Erfinder, der mittlerweile sogar in Kirschau wohnt.

So bekam er auch hautnah die Niederungen der Planung mit. "Wir haben zwei Monate verloren, weil wir immer neue Anträge für den Bau eines Platzes mit Tribünen aus Erdwällen eingereicht haben." Am Ende gab es doch keine Baugenehmigung, jetzt sind die rund 4.000 Quadrameter Spielfläche auf dem normalen Sportplatz eingezeichnet.

Porcu ist es gewöhnt, einen langen Atem zu beweisen. Der gebürtige Sizilianer ist mit sieben Jahren nach Deutschland gekommen, in Bad Wimpfen (Baden-Württemberg) aufgewachsen und hat auf Wunsch seines Vaters Karosserieschlosser gelernt. Doch schon damals baute er aus den Stoßstangen lieber Skulpturen.

Nach der Wende zog er nach Leipzig und hat sich als Bildhauer-Autodidakt etabliert: "Man nimmt mich wahr." Seine Installation mit einem Bett etwa, in dem Besucher mit großen weißen Federn gestreichelt werden, wurde auch in London ausgestellt. Trikick ist seine bisher größte Aktion, eine in der Tat "soziale Plastik" im Sinne von Josef Beuys.

Das fand auch die Euro-Neiße-Region, die das Projekt mit 30000 Euro fördert. Und das Turnier soll in Serie gehen. "Es gibt rege Anfragen von Fußballvermarktern", sagt Porcu. Vielleicht werde es ja auch eine ganz neue Sportart. Die Testspiele hätten gezeigt, "dass das Spiel sehr flott läuft und man schnell denken muss - das spiegelt unsere Zeit doch gut ider". Sicherheitshalber hat er sich Trikick schon patentrechtlich schützen lassen.