Theater der Keller meldet Insolvenz an
Nach dem der Theaterbeirat die Zuschüsse beschränkt hat, zieht das Theater der Keller die Notbremse.
Köln. „Wir wollen das zeigen, was unser Haus ausmacht. Jetzt wissen wir nicht, wie lange wir noch den Spielbetrieb aufrechterhalten können. Das ist eine Angst, die jeden hier prägt“, sagt Intendantin Pia Maria Gehle.
Am Montagmorgen hat ihr Theater der Keller beim Kölner Amtsgericht Insolvenz sowohl für die Bühne selbst als auch für die Schauspielschule im Haus angemeldet, in der derzeit 40 Schüler ausgebildet werden.
Der Spielbetrieb werde so lange fortgeführt, bis der Wuppertaler Rechtsanwalt Norbert Weber als vorläufiger Insolvenzverwalter mitteile, ob die Chance besteht, das Theater fortzuführen, heißt es in einer Erklärung.
„Wir sind froh, dass ein Experte von außen ein Blick auf den Betrieb wirft“, sagt der Vorsitzende des Trägervereins, Ulrich Wackerhagen. Das erste Gespräch vor Ort gab es am Dienstagabend.
Der Vorstand des Theaters bleibt weiter im Amt und vertritt das Haus juristisch. „Allerdings benötigen alle finanziellen Entscheidungen die Zustimmung von Herrn Weber“, sagt Wolfram Nolte als Schatzmeister des Trägervereins.
In den kommenden drei Monaten wird der vorläufige Insolvenzverwalter die Finanzen des renommierten Theaters nun prüfen und entscheiden, ob das Haus unweit der Ulrepforte gerettet werden kann. So lange sind die Löhne der sechs fest angestellten Mitarbeiter sicher.
Auslöser für die jetzige Situation ist die Entscheidung des Kölner Theaterbeirats, der Politik die Empfehlung auszusprechen, die Fördermittel für die Bühne für das laufende Jahr auf 100 000 Euro zu beschränken. Außerdem wird dem Theater keine konkrete Unterstützung für die Spielzeit 2013/14 in Aussicht gestellt.
Dabei hatte die rot-grüne Ratskoalition einen „Feuerwehrtopf Förderkonzepte“ in Höhe von 200 000 Euro für drei Jahre in Aussicht gestellt. Damit sollte neben dem Theater der Keller auch das Art-Theater gerettet werden.
„Allen Beteiligten in der Politik wie im Kulturamt war der nicht gedeckte Finanzbedarf unseres Theaters in Höhe von 150 000 Euro für das Jahr 2012 bekannt. Auch wurde ihnen mehrmals vermittelt, dass die Gelder nur bis Ende September reichen würden“, erklärt Wackerhagen.
Eine ähnliche Spendensammlung wie im vergangenen Jahr zur Rettung des Theaters sei aktuell nicht möglich. Damals hatte man von Institutionen und Privatperson insgesamt 90 000 Euro bekommen. Wert legt Wackernagel auch auf die Transparenz der Finanzen im Haus. Man habe diese auch einem Wirtschaftsprüfer vorgelegt.
Um den Betrieb am Laufen zu halten, habe man von der Sparkasse als Hausbank einen Überbrückungskredit bekommen, auch mit Hinweis auf den angekündigten Rettungstopf.
„Die Entscheidung des Theaterbeirats hat uns regelrecht überrollt“, sagt die Intendantin. Man sei umso mehr überrascht, dass das Gremium als Begründung „kein überzeugendes Konzept“ angeben habe.
„Das Theater ist mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und zu großen Festivals eingeladen worden“, sagt die Intendantin. Außerdem habe man bei der unabhängigen Besucherumfrage der Uni unter den freien Bühnen den zweiten Platz erreicht. „Wir sind auf einem guten Weg uns das Profil zugeben, das zu unserem Haus passt“, betont Gehle.
Sorge bereitet ihr auch die Zukunft der 40 Schauspielschüler, die im Haus ausgebildet werden und viel eigenes Geld investiert haben. „Schließt das Theater, stehen diese Leute mit nichts auf der Straße. Dabei ist unsere Schule mit einer Durchfallquote von null Prozent einzigartig.
Viele unserer Kellerkinder sind heute bundesweit erfolgreich an großen Theatern tätig. Das zeigt auch die Qualität und Praxisnähe der Ausbildung“, sagt die kommissarische Leiterin der Schule, Angela Metzler.
Was die Politik angeht, wird der Vorschlag des Theaterbeirats zuerst durch die Ausschüsse laufen und dann vom Rat Mitte November beschlossen. „Bis dahin werden wir für unser Theater kämpfen“, verspricht Gehle.