Theater-Neubau in Rostock - Intendant Latchinian bleibt
Rostock (dpa) - Für die Zukunft des Volkstheaters Rostock sind die Weichen neu gestellt worden. Die Stadt Rostock und das Land Mecklenburg-Vorpommern schlossen am Mittwoch eine Zielvereinbarung über den Neubau des Volkstheaters.
Die Bürgerschaft der Hansestadt sprach dem umstrittenen Intendanten Sewan Latchinian erneut das Vertrauen aus. Er kann im Amt bleiben.
Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) kündigte an, sofort mit der Umsetzung der geplanten Ziele zu beginnen. „Der finanzielle Rahmen beinhaltet, dass das Theater 40 bis 50 Millionen Euro kostet.“ Das Land werde gemäß der Vereinbarung die Hälfte der Kosten tragen. Sofern notwendig, werde die Stadt Rostock die entsprechenden Kreditgenehmigungen bekommen.
Kulturminister Mathias Brodkorb (SPD) sprach von einer politischen Grundsatzentscheidung. „Die eigentliche Arbeit steht noch bevor.“ Die Stadt müsse die Bau- und Finanzierungspläne jetzt im Detail erarbeiten. Der Minister erinnerte daran, dass bereits seit 20 Jahren über einen Theater-Neubau in Rostock gesprochen werde. „Das ist wahrscheinlich die letzte Chance“, betonte Brodkorb unter Verweis auf die auslaufenden Solidarpaktmittel. Er äußerte die „dringende Bitte“ an die Rostocker Bürgerschaft, diese Chance nun zu ergreifen.
Das Stadtparlament beschloss am Abend, das Theater nicht - wie von Methling favorisiert - am Stadthafen zu errichten, sondern am Bussebart im Stadtzentrum. Dieser Standort sei leichter erreichbar und besser mit dem Weihnachtsmarkt vereinbar.
Methling kündigte an, am Donnerstag die Aufträge für Planung und Bau des neuen Hauses zu erteilen. „Wir können sicher sein, in sieben Jahren steht ein neues Theater“, sagte er. Das heutige Theater ist ein jahrzehntealtes Provisorium, das nach dem Krieg errichtet wurde. Das eigentliche Theater war 1942 durch Bomben zerstört worden.
Die Bürgerschaft wies in ihrer Sitzung mehrheitlich den Widerspruch des Oberbürgermeisters gegen die Rücknahme der Kündigung Latchinians ab. Dem Intendanten war Ende März vom Hauptausschuss der Bürgerschaft fristlos gekündigt worden. Grund war ein Vergleich der Theaterpolitik Mecklenburg-Vorpommerns mit Kulturzerstörungen der Terrormiliz Islamischer Staat. Latchinian war auch kritisiert worden, weil er sich gegen den Beschluss des Parlaments zur Schließung der Sparten Musik- und Tanztheater gewandt hatte. Die Bürgerschaft hatte die Kündigung zurückgenommen. Dagegen war wiederum Oberbürgermeister Methling in Widerspruch gegangen - und nun gescheitert.
Unter dem Motto „Wir haben den Hut auf“ hatten vor der Bürgerschaftssitzung mehrere hundert Bürger für den Erhalt des Volkstheaters mit vier Sparten sowie für den Verbleib des Intendanten Latchinian demonstriert.