Theatertreffen: Corinna Harfouch und Lina Beckmann geehrt
Berlin (dpa) - Corinna Harfouch ist als „prägende Schauspielerin ihrer Generation“ mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet worden.
Die 60-Jährige nahm die Auszeichnung der Stiftung Preußische Seehandlung am Sonntag beim 52. Berliner Theatertreffen entgegen. Der Preis für außerordentliche Verdienste um das deutschsprachige Theater ist mit 20 000 Euro dotiert.
Harfouch verleiht ihren Theaterfiguren - zum Beispiel in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, „Des Teufels General“ oder „Herbstsonate“ stets eine temperamentvolle Abgründigkeit. Sie verkörpert oft gebrochene Charaktere in tragischen Geschichten. Harfouch ist auch Film- und Fernsehdarstellerin. Sie war unter anderem in Filmen wie „Der Fall Bruckner“, „Im Winter ein Jahr“ und „Der Untergang“ zu sehen.
Der mit 10 000 Euro dotierte 3sat-Preis für eine besonders innovative Leistung ging an die 34-jährige Schauspielerin Lina Beckmann vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Beckmann wurde für ihre Darstellung der Ella in Ibsens „John Gabriel Borkman“ ausgezeichnet. Das von Karin Henkel inszenierte Stück gehört zu den insgesamt zehn Regiearbeiten, die von der Theatertreffen-Jury als besonders „bemerkenswert“ ausgewählt und nach Berlin eingeladen wurden.
„Lina Beckmann - robust und feinstoffig zugleich - spielt ohne Rücksicht auf eigene Verluste, auf Gefällig-Sein und vorteilhafte Erscheinung. Verschwenderisch mit sich selbst, doch ohne äußeren Aufwand, ist sie gleichermaßen Passionara wie Komikerin“, urteilte die 3sat-Preisjury.
Zur Halbzeit des Theatertreffens zeigt sich, dass die künstlerische Bandbreite der bislang gezeigten Inszenierungen enorm ist. Nicolas Stemann eröffnete das Festival mit einem starken politischen Abend. In seiner Interpretation von Elfriede Jelineks Flüchtlingsdrama „Die Schutzbefohlenen“ (Thalia Theater Hamburg) spielten Schauspieler an der Seite von Flüchtlingen aus Afrika, Afghanistan, Pakistan und dem Iran. Ebenfalls politisch und aufrüttelnd: Yael Ronens „Common Ground“ vom Berliner Gorki Theater - inszeniert mit Schauspielern, die in dem Stück über die Folgen des Balkan-Krieges auch ihre eigenen Biografien verarbeiten.
Zum 70. Geburtstag von Filmemacher Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) bot Regisseurin Susanne Kennedy, die der designierte Berliner Volksbühnen-Intendant Chris Dercon gerade in sein Künstlerteam geholt hat, eine formal ebenso strenge wie experimentelle Bühnenversion des Films „Warum läuft Herr R. Amok?“ (Münchner Kammerspiele) von Fassbinder und Michael Fengler. Kennedys Schauspieler treten mit Latexmasken auf und bewegen die Lippen zum von Laien eingesprochenen Playback. Ganz ohne Handlung und Figuren kam Thom Luz' assoziatives Stück „Atlas der abgelegenen Inseln“ (Schauspiel Hannover) nach dem Buch von Judith Schalansky aus.
Zum Abschluss des zweieinhalb Wochen langen Festivals der deutschsprachigen Bühnen wird am 17. Mai der Alfred-Kerr-Darstellerpreis für Nachwuchstalente vergeben. Juror für die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ist dieses Mal der Schauspieler Samuel Finzi. Auf dem Programm stehen unter anderem noch Inszenierungen von Frank Castorf und Christopher Rüping.