Uwe Bohm glänzt bei den Ruhrfestspielen

Recklinghausen (dpa) - Françoise Sagan (1935-2004) schrieb mit nur 18 Jahren in wenigen Wochen ihren ersten Roman: „Bonjour tristesse“ - „Guten Tag, Traurigkeit“. Er brachte der jungen Schriftstellerin den internationalen Durchbruch.

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Jetzt hat das St. Pauli Theater in Hamburg „Bonjour tristesse“ für die Bühne adaptiert und präsentierte bei den Ruhrfestspielen am Samstag die Uraufführung. Ulrich Waller, der künstlerische Leiter des St. Pauli Theaters, orientiert seine Theaterfassung am Roman wie am Drehbuch für Otto Premingers berühmt-berüchtigte Verfilmung von 1958.

Cécile ist 17, etwa so alt wie ihre Schöpferin. Sie genießt in den Sommerferien an der Côte d'Azur die Freiheit, die ihr Vater, ein wohlhabender Mann, ihr lässt - die sexuellen Eskapaden, die der Roman andeutet, trugen wesentlich zum damaligen Skandalerfolg bei. Céciles Freiheit wird bedroht, als sich ihr Vater von einer halbseidenen Freundin, die er aushält, ab- und einer alten Flamme zuwendet. Anne ist seriös, sie greift nicht nur nach der Hand des Vaters, sondern auch nach der Herrschaft über Cécile. Die sinnt auf Abhilfe, und es gelingt ihr mit einer raffinierten Intrige, die Hochzeit der machtgierigen Beinahe-Stiefmutter mit dem Vater zu hintertreiben - Anne nimmt sich das Leben. Cécile meint, sie habe wegen ihrer Ränke ihre Unschuld und damit ihre jugendliche Unbeschwertheit verloren: „Bonjour, tristesse“.

Françoise Sagan wurde gerühmt, weil sie die innere Befindlichkeit ihrer Zeit, vor allem der Jugend, treffend beschrieb. Die Uraufführung von Dania Hohmann beweist: Diese Analyse lässt sich auf heute übertragen. Das Ensemble verkörpert Figuren, die damals gelebt haben, aber ebenso gut in der Gegenwart vorstellbar sind.

Am brillantesten spielt Uwe Bohm, bekannt aus zahlreichen „Tatort“-Folgen, in denen er meist den Bösewicht verkörpert. Auf der Bühne überflügelt er mühelos selbst Josephin Busch, die als junge, intrigante Cécile glänzt. Bohm skizziert Céciles Vater Raymond als eitlen Gockel, der sich dagegen wehrt, älter zu werden und an Verführungskraft zu verlieren. Diese Schwäche nutzt die psychologisch einfühlsame Cécile aus. Die junge Generation zeichnet sich durch Scharfsinn, Egoismus, Faulheit und Selbstmitleid aus. Doch „Bonjour tristesse“ ist alles andere als ein Trauerspiel: die tragischen Elemente werden von den komischen aufgewogen. Der begeisterte Schlussbeifall wollte nicht enden.

Das St. Pauli Theater und die koproduzierenden Ruhrfestspiele erinnern zurecht und heiter an einen Roman und seine Verfilmung, die mehr Aktualität aufweisen, als einem lieb sein kann.