Ein Job für den Mann ohne Rückgrat
Am Theater Mönchengladbach inszeniert Ali Samadi Ahadi die Komödie „Der Gast“.
Mönchengladbach. Der Kölner Ali Samadi Ahadi ist Filmregisseur. Sein jüngstes Werk „The Green Wave“ kam im Februar in die Kinos. Der preisgekrönte Dokumentarfilm schildert das Aufbegehren der Iraner gegen die wahrscheinlich manipulierte Wiederwahl Mahmud Ahmadineschads zum Präsidenten im Sommer 2009.
Im Mönchengladbacher Theater im Nordpark gab Samadi Ahadi jetzt sein Debüt als Theaterregisseur, aber mit einer Komödie. David Pharaos „Der Gast“ war in Frankreich ein Bühnenhit, der Autor erhielt dafür 2004 den Prix Molière.
52 Jahre alt und längere Zeit arbeitslos. Ist man da nicht „unvermittelbar“? Der Verpackungsexperte Gérard (Daniel Minetti) glaubt zu Beginn des Stücks dennoch, Aussichten zu haben.
Er kehrt von einem Vorstellungsgespräch heim und verkündet Ehefrau Colette (Eva Spott), nur noch ein Abendessen mit seinem zukünftigen Chef Pontignac (Joachim Henschke) trenne ihn von einem neuen Job. Nachbar Alexandre (Felix Banholzer) aber weiß es besser: Das Abendessen, zu dem Gérard Pontignac zu sich nach Hause eingeladen hat, sei ja erst das Bewerbungsgespräch.
Alexandre bietet seine Hilfe an, das ist Ausgangspunkt der bösen Komik dieser manchmal etwas kruden Textmischung aus Sitcom-Soap und Boulevardtheater. Der angebliche PR-Berater will das Ehepaar „coachen“, es läuft darauf hinaus, dass er ihr Leben komplett umkrempeln will.
Gérard muss seine Modelleisenbahn abbauen, klar. Die fährt ja auch durch die ganze Wohnung. Angeblich wertvolle Kunst soll intellektuelles Flair in die Spießerbude zaubern, die Ausstatter Dietrich von Grebmer im übrigen als U-Boot mit Bullaugen und Rohren ausstaffiert hat. Willkommen bei Leuten, die schon lange untergegangen sind.
Gérard verbiegt sich, so gut er kann, aber auch das kann er nicht gut. Der Mann hat kein Rückgrat, ist aber auch schwer von Begriff. Da hat Alexandres Coaching nur bedingt Aussichten.
Dass der PR-Berater selbst arbeitslos ist und Gérard den Job dennoch bekommt, weil Pontignac gerade das Mittelmäßige an ihm schätzt, das sind die bösen Schlusspointen. Dass Regie und Schauspieler Gérard vielleicht zu hemmungsfrei als tumben Toren vorführen, sorgt bei allem Verständnis für schwarze Komik auch ein wenig für faden Nachgeschmack.