„50 Shades of Grey“ - Hype um die Haue

New York (dpa) - Es gibt kein Entkommen: Überall wird die leicht verruchte SM-Geschichte „50 Shades of Grey“ zum Kino-Hit des Jahres hochstilisiert. In rund 60 Ländern lief die Romanze am vergangenen Wochenende an - jetzt zeigt sich allmählich, ob der Hype gerechtfertigt war.

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Ein Blick auf die Zahlen.

KINO USA: 85 Millionen Dollar (rund 75 Millionen Euro) hat der Film laut „Hollywood Reporter“ in den ersten drei Tagen eingespielt, den besten Valentinstag in der US-Kinogeschichte inbegriffen. Für den Verleiher Universal ist das angeblich ein Riesenerfolg, er kommunizierte zuvor vorsichtige 60 Millionen Dollar als Ziel. Angesichts einer 92-Millionen-Vorhersage der gewöhnlich gut schätzenden Experten von „Box Office Mojo“ ist das erste Einspielergebnis trotzdem eine kleine Enttäuschung.

Im wichtigsten Kinomarkt der Welt hat „50 Shades“ ein „R-Rating“ bekommen, Zuschauer müssen entweder mindestens 17 Jahre alt sein oder einen Erziehungsberechtigten dabei haben. Doch nicht einmal in diesem eher kleinen Blockbuster-Segment hat der Film den Einspielrekord gebrochen. Der gehört weiter „Matrix: Reloaded“ mit 91,7 Millionen Dollar im Jahr 2003 - inflationsbereinigt läge dieses Einspiel heutzutage deutlich höher.

Dafür gibt es Anzeichen, dass das Kinopublikum deutlich gemischter ist als die Leserschaft der Romanversion. Rund ein Drittel der Kinozuschauer sind laut Erhebungen von Universal männlich, 42 Prozent der Zuschauer unter 25 Jahre alt.

KINO INTERNATIONAL: Besser sieht es außerhalb der USA aus. Dort hat der Film starke 158 Millionen Dollar in 58 Ländern eingespielt. Allein in Deutschland gingen rund 1,35 Millionen Menschen ins Kino, was laut „Insidekino.de“ ungefähr Platz 35 der besten Anläufe hierzulande bedeutet. Laut Verleiher freut man sich aber dennoch über den Startrekord für einen Film, bei dem eine Frau Regie geführt hat. Diese Statistik führt etwas in die Irre, denn laut „Celluloid Report 2013“ ist die Konkurrenz in dieser Sparte nicht groß. Bei 93 Prozent aller Hollywood-Filme sitzen demnach Männer auf dem Regiestuhl.

Laut „Hollywood Reporter“ gelang der Romanze in elf Ländern der beste Kinostart aller Zeiten, darunter Italien, Argentinien und Ungarn. International ist der Film also besonders in katholischen Ländern erfolgreich - genauso wie in den USA, wo er in den religiösen Südstaaten gut punkten konnte. Weltweit kommt der Film auf 245,5 Millionen Dollar in drei Tagen. Angesichts von Produktionskosten von rund 40 Millionen Dollar ist das durchaus ein großer Erfolg.

SOUNDTRACK: Die Musik zum Film läuft sehr gut. Das Album hat laut Universal in 71 Ländern den ersten Platz der iTunes-Charts erreicht, die Single „Love Me Like You Do“ von Ellie Goulding stand oder steht in 58 Ländern auf Rang eins. In Großbritannien verkaufte sich der Song 172 000 Mal und ist die am schnellsten verkaufte Single des noch jungen Jahres.

BÜCHER: Der Kinostart hat erwartungsgemäß auch den Buchverkauf noch einmal angekurbelt. Vier Ausgaben der Reihe von E. L. James stehen in den Top Ten der deutschen Taschenbuch-Hitliste. Die Filmedition des ersten Teils steht laut Gesellschaft für Konsumforschung auf Platz vier, die Standardausgabe auf Platz sechs. Die nächsten Teile der Serie belegen Rang sieben und zehn - angesichts einer Veröffentlichung vor drei Jahren und steten Platzierungen in den Toprängen seitdem ist das ein guter Erfolg. Weltweit sollen rund 100 Millionen Bücher und E-Books der Reihe verkauft worden sein.

UND SONST: Für das Team hinter „50 Shades of Grey“ scheint sich das Projekt zu lohnen. Regisseurin Sam Taylor-Johnson war zuvor nur mit dem kleinen Indie-Film „Nowhere Boy“ aufgefallen und dürfte sich für weitere Hits empfohlen haben, vor allem für den für 2016 angekündigten zweiten Teil. Hauptdarsteller Jamie Dornan hat bereits für das nächste Projekt zugesagt. Er wird in „Jadotville“ die Hauptrolle spielen, ein 2016 erscheinender Kriegsthriller der Streaming-Seite Netflix.

Bleibt die Frage, wie der erste Film in den kommenden Wochen an den Kinokassen abschneidet. Die Kritiken waren durchwachsen, und auch die Besucher gehen nur mit gemischten Gefühlen aus dem Film. Bei in den USA üblichen Befragungen von „Cinemascore“ gaben sie der Schmonzette lediglich ein „C+“, also einen Wert von „3+“, was auf eine schlechte Mundpropaganda und einen erheblichen Umsatzeinbruch in den nächsten Wochen hindeuten könnte.