Auf den Spuren der Hobbits in Neuseeland
Wellington (dpa) - Wenn Shayne Forrest Besucher durchs „Hobbit“-Filmset führt, erlebt er regelmäßig die ganze Bandbreite der Emotionen.
„Einige Fans vergießen bei uns sogar Freudentränen. Solange haben sie darauf gewartet, nach Mittelerde zu kommen“, schmunzelt Forrest. Er ist Marketingmanager der „Hobbiton“-Anlage in Neuseeland. „Manch eingefleischter Hobbit-Anhänger reist sogar in Verkleidung an - das ist immer ein Spaß“, sagt Forrest.
Auch im letzten Teil der „Hobbit“-Serie, der unter dem Titel „Die Schlacht der Fünf Heere“ im Dezember in den Kinos anläuft, waren die üppigen grünen Hügel vor der Stadt Matamata Schauplatz für Tolkiens Hobbit-Dorf. Mittlerweile zählt das auf der Nordinsel gelegene Filmset zu den beliebtesten Reisezielen des Landes. In dem dauerhaft nachgebauten Fantasy-Dorf können Besucher auch dem Hobbit-Pub „Zum Grünen Drachen“ einen Besuch abstatten. Wie im Film schenkt der Wirt dort speziell gebrautes Hobbit-Bier aus. Die Szenerie zieht nicht nur leidenschaftliche Tolkien-Fans an. „40 Prozent unserer Gäste kennen weder die Filme noch die Bücher“, sagt Forrest. Dieses Jahr rechnet man nach seinen Worten mit rund 300 000 Besuchern.
Der Tolkien-Tourismus ist in Neuseeland ein großes Geschäft: Seit 2001 der erste „Herr der Ringe“-Streifen in die Kinos kam, strömen ständig Besucher zu den Filmschauplätzen. Für viele Urlauber ist die Fantasyreihe der Grund ihrer Reise.
Einen Blick hinter die Kulissen der Filmreihe bietet ein Besuch der Werkstatt für Spezial-Effekte Weta in Wellington. Hier erfahren Gäste, wie Waffen und Rüstungen der Protagonisten hergestellt werden. „Metallene Kettenhemden, wie sie im Mittelalter getragen wurden, wären für die Schauspieler viel zu schwer“, erklärt die Expertin für Rüstungen und Leiterin der Tour, Daisy Jane, ihren Besuchern. „Deswegen fertigt Weta eigene Entwürfe aus Plastik an.“
Ein Teilnehmer schnappt überrascht nach Luft, als er erfährt, dass das Flechten der Plastikringe mühsame Handarbeit ist. „Diese kniffelige Arbeit erfordert Geduld und ist nicht jedermanns Sache“, räumt Jane ein. „Nach langen Arbeitstagen hat mich die Flechtarbeit sogar in meinen Träumen verfolgt“, sagt sie. Für die Techniker sei es aber eine Frage der Ehre, dass jedes Requisit, jede Maske und jeder Helm die Werkstatt in perfektem Zustand verlasse, selbst wenn das Teil später nur im Hintergrund zu sehen sei.
Kreuz und quer liegen die Schauplätze der Hobbit-Filme über den ganzen Inselstaat verstreut. Mit dem Reiseführer von Ian Brodie können Fans einen Überblick gewinnen und eine im Südpazifik gelegene Version von Mittelerde erkunden. Der Autor und Fotograf ist selbst ein treuer Tolkien-Fan. „Seit ich 1972 das erste Mal „Herr der Ringe“ gelesen habe, habe ich mir Mittelerde immer wie die Landschaft Neuseelands vorgestellt“, schwärmt er.
Nach 13 Jahren Hobbit-Hype sind Touristen noch immer gleichermaßen von „Mittelerde“ fasziniert. Auch wenn einige Neuseeländer vom Rummel um die Fantasyserie genug haben - der Begeisterung der Besucher dürfte das keinen Abbruch tun.