BVB im Kino: "Wir die Wand" - das Spiel dauert ein Leben lang

Sie ist die größte Stehplatztribüne im europäischen Fußball: die „Süd“ in Dortmund. Klaus Martens hat ihr einen Film gewidmet.

Dortmund. Erstmalig durften Kamerateams in den Rängen des Dortmunder Stadions filmen. Dort stehen alle zwei Wochen 25 000 Fans auf der Südtribüne und bejubeln ihren Fußballverein, die Borussia Dortmund. Elf von ihnen hat das Filmteam um Klaus Martens ein Bundesliga-Spiel lang begleitet. Daraus entstand „Wir die Wand“, eine intensive Dokumentation über Fans in ihrem Element.

Geschickt lässt Klaus Martens die Protagonisten sich selbst vorstellen. Er verzichtet auf einen Kommentar. Auch so wird deutlich, dass sich die einzelnen Fans für die Dauer des Spiels in der Gemeinschaft auflösen. Der Film will auch zeigen, aus welchen Teilen diese Gemeinschaft besteht. Der Autor achtet darauf, dass jeder der Protagonisten mehr darstellt als einen Fan.

Etwas bemüht wirkt der Versuch, die verschiedenen Schichten und Hintergründe zu porträtieren — und nebenbei auch aktuelle Diskussionen im Fußball aufzugreifen. Themen wie die Bezahlbarkeit von Eintrittskarten oder Homosexualität im Sport werden angeschnitten, aber nicht weiter vertieft. Die sonst so authentischen Fans verkommen an mancher Stelle zu Stichwortgebern. Hier hätte die schlichte Einheit von Zeit und Ort auch der Thematik gut getan.

Ansonsten vermittelt der Film dem Zuschauer eindrücklich das Gefühl, Teil der Wand zu sein. Gerade die Sprechchöre wirken authentisch und intensiv. Durch die Nähe zu den Fans bleibt es spannend bis zum Abpfiff — und das ohne eine Spielszene vom Platz. Der Film versteht sich als Sozialstudie über die Fans und als Hommage an die Dortmunder Südtribüne. Zumindest die Hommage ist Klaus Martens gelungen. dpa