Das Milliardengeschäft mit James Bond
London (dpa) - „Wodka Martini. Geschüttelt, nicht gerührt.“ Dieser Spruch gehört - in verschiedenen Variationen - zu James Bond genau wie Frauen und Autos. Welche Marke der Barkeeper ihm ins Glas kippt, mag dem Agenten (derzeit Daniel Craig) egal sein.
Der Getränkewirtschaft ist es das nicht.
Früher trank 007 mal Smirnoff. Es ist nicht bekannt, wie viel Belvedere zahlt, um nun auf seiner Website „Exzellente Wahl, Mr. Bond“ schreiben zu dürfen. Die Marke ist nur einer von vielen Sponsoren, die offiziell Partner heißen und für einen Platz in Bonds Welt vermutlich Millionen ausgeben.
14 dieser Partner listet die offizielle Website zum neuen Bond-Film „Spectre“ auf, der an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft. Visit Britain ist dabei, die britische Tourismus-Agentur. Kein Wunder, dass das Themseufer mit seinen Sehenswürdigkeiten - dem Parlament mit Big Ben, dem Riesenrad, dem MI6-Gebäude - ordentlich zur Geltung kommt. Auch Heineken ist wieder auf der Liste. Dass Bond jetzt auch Bier trinkt, und dann auch noch niederländisches, hat vor dem „Skyfall“-Start vor drei Jahren für ordentlich Rummel gesorgt, ebenso der deutlich zunehmende Alkoholkonsum des Agenten insgesamt.
Das sogenannte Product Placement ist keine Eigenheit der Bond-Filme. Der „Transporter“ fährt Audi, Will Smith trägt in „I, Robot“ sehr auffällig Turnschuhe von Converse. Viele Filme könnten den Hinweis „Dauerwerbesendung“ vertragen. Aber Produktplatzierungen in Bond bekommen seit vielen Jahren besondere Aufmerksamkeit in den Medien und bei den Zuschauern. Warum? Weil Bond selbst eine Marke ist.
Dafür sorgt die Produktionsfirma mit allergrößtem Aufwand. Von der Bekanntgabe des Filmtitels, der Schauspieler und der Drehorte, die eine eigene kleine Live-Show bekam, über kleine und größere Geschichten vom Dreh bis hin zum Rätselraten, wer denn nun den Titelsong beisteuert: „Spectre“ durfte nie aus den Schlagzeilen verschwinden.
Rund um die Weltpremiere haben die Darsteller (darunter auch Christoph Waltz), der Regisseur Sam Mendes und andere, etwa der Stunt-Koordinator Gary Powell, einen wochenlangen Interview- und Promo-Marathon bewältigt. Naomie „Moneypenny“ Harris deutete an, sie wisse vor lauter roten Teppichen kaum, wo ihr der Kopf stehe.
Dazu kommen die Superlative. Der wirksamste: „Spectre“ ist der teuerste je gedrehte Bond-Film. „Wir haben mit "Skyfall" viel Geld verdient“, sagte Craig freimütig in der BBC. Um „Spectre“ noch besser zu machen, habe er „so groß und glamourös wie möglich“ werden müssen.
„Skyfall“ hat 1,1 Milliarden Dollar weltweit eingespielt, bei einem Produktionsbudget von 200 Millionen. Mehr als 45 Millionen davon seien von Sponsoren gekommen, heißt es. Diesmal hat Craig mitproduziert. Er wird wissen, warum. Nach einer Woche in den Kinos hatte „Spectre“ seinen Vorgänger mit Leichtigkeit übertrumpft, was die Einnahmen angeht. Mehr als 80 Millionen Dollar sind laut Box Office Mojo schon vor dem US-Kinostart reingekommen.
Den „Partnern“ muss all das recht sein. Product Placement wird oft auch Schleichwerbung genannt, aber wer es sich leistet, Bond-Filme auszustatten, der will auch, dass die Welt es mitbekommt. Bond trägt Omega, nicht (mehr) Rolex am Handgelenk? Das Bond-Girl Vesper Lynd und 007 sprechen in „Casino Royale“ sogar darüber.
Die Sponsoren laden zu Bond-Galaveranstaltungen, werben mit eigenen Bond-Produkten oder wenigstens mit der weltbekannten Bond-Musik. In diesen Filmen werben zu dürfen, sei etwas Besonderes, sagte Jacques de Cock von der London School of Marketing kürzlich der „International Business Times“: Die Produzentin Barbara Broccoli „ist sehr bedacht, die richtigen Marken-Typen zu organisieren“.
Ob das für die Auserwählten ein gutes Geschäft ist, ist kaum zu sagen - die Geldgeber hüllen sich in vornehmes Schweigen darüber, was der Spaß sie kostet. So auch Jaguar Land Rover. Der Jaguar C-X75, in dem Killer Hinx den Helden durch das nächtliche Rom jagt, wird nicht in Serie gefertigt. Am Bond-Set standen gleich sieben davon. Die Land-Rover-Modelle, die durch die österreichischen Alpen preschen, lieferte der Konzern auch in vielfacher Ausfertigung.
Aston Martin ist ebenfalls reichlich stolz darauf, Bond seit mehr als fünf Jahrzehnten die Dienstwagen zu stellen. Der DB 10 wurde eigens für „Spectre“ entwickelt und gebaut, und Regisseur Mendes setzt ihn ordentlich in Szene - auch wenn der Wagen, das gehört dazu, zu Qs Ärger nicht überlebt.
Mehr als 33 Millionen Euro sollen die Autos, die in „Spectre“ draufgehen, zusammen wert gewesen sein. Die Produzenten würden die Materialschlacht nicht genehmigen, wenn sie nicht davon ausgingen, dass es sich lohnt.