Der Sozialkritiker auf dem Regiestuhl
Ken Loach macht in seinen Produktionen auf Missstände aufmerksam. Am Freitag wird er 75.
London. Ken Loach ist ein Mann, der gern und klar Stellung bezieht, immer schon. Er sei „Anwalt der Arbeiter, Arbeitslosen und Ausgegrenzten“, schrieb der „Tagesspiegel“ einst über den Engländer. Loach läuft nicht dem Geschmack der Massen hinterher, sondern tritt mit seinen Filmen für soziale und politische Überzeugungen ein.
„Nur wenige Regisseure waren in ihrer Thematik und ihrem filmischen Stil so konsistent oder in ihren politischen Prinzipien so gefestigt wie Loach“, schreibt das British Film Institute (BFI). Zuletzt war er als Unterstützer des umstrittenen Wikileaks-Gründers Julian Assange in die Öffentlichkeit getreten. Am Freitag feiert Loach seinen 75. Geburtstag.
Der Schwerpunkt des in der englischen Grafschaft Warwickshire geborenen Loach liegt auf dem sozialen Drama. „Wiederholt setzt er sich für die Benachteiligten ein, indem er die Not und den Kampf jener aufzeigt, die sich am unteren Ende des sozialen Gefüges befinden“, urteilt das Institut. Für sein Werk „The Wind that Shakes the Barley“erhielt Loach 2006 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme.
Entschieden distanziert sich Loach, der vor seiner Film-Karriere in Oxford Jura studierte, von einigen seiner britischen Kollegen aus der Branche. „Viele blicken Richtung Amerika: arbeiten für amerikanische Firmen; erhalten Finanzierung aus den Vereinigten Staaten; und haben Ideen, die ihrer Meinung nach in Amerika gut ankommen. Andere, wir zum Beispiel, blicken Richtung Europa“, sagt Loach.
Loachs jüngstes Filmprojekt trägt den Namen „The Angels’ Share“ und handelt von einem Unruhestifter aus Glasgow, der sich mit Hilfe eines gutherzigen Sozialarbeiters eine Zukunft aufbaut. Die Dreharbeiten sollen noch im Sommer 2011 im schottischen Tain beginnen und zeigen, dass das Urgestein des britischen Filmgeschäfts auch im Alter von 75 Jahren des Filmemachens nicht müde wird.