Deutscher Filmpreis: Große Konkurrenz für „Barbara“

Berlin (dpa) - Selten war das Rennen um die Goldene Lola so eng. Wenn an diesem Freitag (27.4.) in Berlin der 62. Deutsche Filmpreis verliehen wird, geht das DDR-Drama „Barbara“ mit acht Nominierungen zwar als Favorit an den Start.

Doch gleich zwei Filme mit je sieben Nominierungen sind für Christian Petzolds „Barbara“ harte Konkurrenz: Roland Emmerichs Shakespeare-Film „Anonymus“ und Andreas Dresens Krebsdrama „Halt auf freier Strecke“.

Chancen auf den Hauptpreis als bester Film haben außerdem die Tragikomödie „Dreiviertelmond“ mit Elmar Wepper (Regie Christian Zübert), der Endzeit-Thriller „Hell“ (Regie Tim Fehlbaum) und „Kriegerin“ (Regie David Wnendt) über junge Frauen aus der Neonazi-Szene.

In 16 Kategorien vergeben die 1300 Mitglieder der Deutschen Filmakademie Auszeichnungen. Mit rund drei Millionen Euro Preisgeldern ist die Lola die höchst dotierte Auszeichnung für den deutschen Film. Auffällig ist, dass unter den Nominierten auch dieses Mal die Publikumslieblinge und Renner der Kinokassen fehlen: Komödien wie Matthias Schweighöfers „What a Man“, Detlev Bucks „Rubbeldiekatz“ und Simon Verhoevens „Männerherzen... und die ganz, ganz große Liebe“.

Favorit „Barbara“ war bereits bei der Berlinale als heißer Kandidat für den Goldenen Bären gehandelt worden, ging dann aber leer aus. Jetzt ist der Film über eine DDR-Ärztin, die die Republikflucht plant, nicht nur in der Kategorie „Bester Spielfilm“ nominiert. Ronald Zehrfeld ist für seine Leistung an der Seite von Nina Hoss als bester Darsteller im Rennen. Weitere Nominierungen gab es für Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Kostümbild und Tongestaltung. Hauptdarstellerin Hoss wurde zur Verwunderung vieler nicht nominiert.

Anwärter auf eine Lola als beste Schauspieler sind dafür Steffi Kühnert und Milan Peschel, die in dem bewegenden Drama „Halt auf freier Strecke“ ein Ehepaar spielen, das mit der Krebserkrankung des Mannes konfrontiert ist. Als bester Nebendarsteller geht für „Halt auf freier Strecke“ außerdem Otto Mellies als (Schwieger)Vater der Beiden ins Rennen. Chancen auf eine Lola als beste Hauptdarsteller haben auch Alina Levshin für ihre Rolle einer jungen Neonazi-Frau in „Kriegerin“, Peter Schneider für „Die Summe meiner einzelnen Teile“ und Sandra Hüller für „Über uns das All“.

In der Kategorie „Beste weibliche Nebenrolle“ konkurrieren Dagmar Manzel und Christina Drechsler gegeneinander, die beide in „Die Unsichtbare“ spielen. Chancen hat außerdem Fritzi Haberlandt für „Fenster zum Sommer“. Als beste Nebendarsteller sind neben Otto Mellies auch Hermann Beyer für das Alzheimer-Drama „Vergiss dein Ende“ und Bernhard Schütz für „Das System - Alles verstehen heißt alles verzeihen“ nominiert.

Zwei Produktionen bewerben sich um die Trophäe für den besten Kinderfilm: „Tom Sawyer“ und „Wintertochter“. Sehr unterschiedlich sind die nominierten Filme in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“: Das Filmporträt „The Big Eden“ über den Berliner Playboy Rolf Eden konkurriert mit dem Maler-Film „Gerhard Richter Painting“ und „Charlotte Rampling - The Look“.

Mehr als 1800 Schauspieler, Regisseure, Produzenten, Autoren, Cutter, Kameraleute, Maskenbildner und Filmkomponisten werden zur Gala im Friedrichstadt-Palast erwartet. Ganz gelassen kann der deutsche Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus über den roten Teppich gehen, der bereits als Preisträger feststeht. Der 76-Jährige („Goodfellas“) erhält eine Lola für sein Lebenswerk.

Die Gala wird von den Schauspielern Jessica Schwarz („Das Lied in mir“) und Elyas M'Barek („Türkisch für Anfänger“) moderiert. Die ARD strahlt die Verleihung ab 21.45 Uhr aus.