Filmfestivals Die Berlinale im Konkurrenzvergleich
Berlin (dpa) - Im Filmgeschäft gelten Berlin, Cannes und Venedig vielen als die wichtigsten Festivals der Welt, auch wenn inzwischen zum Beispiel auch Toronto sehr gut im Rennen ist. Für viele Cineasten spielen jedoch die drei traditionsreichen Festivals Europas und ihre Auszeichnungen eine größere Rolle als viele andere Filmpreise.
Ein Vergleich von Berlin, Cannes und Venedig mit Blick auf die bald anstehenden Oscars (4.3.), die immer noch als die wichtigsten Filmpreise der Welt gelten:
BERLIN
Die Berlinale (dieses Jahr vom 15. bis 25. Februar; Jury-Chef ist der deutsche Filmemacher Tom Tykwer) kann mehrfach die Daumen bei den Oscars 2018 drücken. So ist der Siegerfilm der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2017, „Körper und Seele“ (Testről és lélekről/On Body and Soul) von der ungarischen Regisseurin Ildikó Enyedi, als einer von fünf Filmen für den sogenannten Auslands-Oscar nominiert.
Ebenfalls in der Kategorie für den besten fremdsprachigen Film nominiert ist das chilenische Transgender-Drama „Eine fantastische Frau“ (Una mujer fantástica) von Sebastián Lelio. Bei der Berlinale 2017 gewann das Werk den Silbernen Bären fürs beste Drehbuch sowie den LGBT-Filmpreis Teddy Award als bester Film. Der immerhin viermal bei den Oscars nominierte schwule Coming-of-Age-Film „Call Me by Your Name“ von Luca Guadagnino hatte zwar seine Premiere beim Sundance Film Festival, wurde aber auch bei der Berlinale 2017 in der Sektion Panorama vorgestellt.
Auf die vergangenen zehn Jahre bezogen waren Berlinale-Gewinner öfter im Oscar-Rennen: So war „Seefeuer“, der Goldene-Bär-Gewinner 2016, im vergangenen Jahr als bester Dokumentarfilm nominiert, 2012 holte der Berlinale-Sieger von 2011, „Nader und Simin - Eine Trennung“, als erster iranischer Kandidat den Oscar in der Kategorie fremdsprachiger Film, und 2010 war der peruanische Sieger des Vorjahres, „Eine Perle Ewigkeit“, oscarnominiert.
CANNES
Das Festival de Cannes (dieses Jahr zum 71. Mal und vom 8. bis 19. Mai; Jury-Chefin ist die australische Schauspielerin Cate Blanchett) kann ebenfalls seinem Siegerfilm des vergangenen Jahres - „The Square“ von Ruben Östlund (Schweden) - in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ die Daumen drücken.
Dagegen fiel die als beste Schauspielerin in Cannes ausgezeichnete Diane Kruger mit Fatih Akins „Aus dem Nichts“ bekanntlich bei den Nominierungen in dieser Kategorie heraus. Das NSU-Drama war als deutscher Beitrag ins Rennen gegangen bei den Oscars, schaffte es aber nicht unter die letzten Fünf. Der Film gewann aber immerhin einen Golden Globe.
Historisch und auch auf die vergangenen zehn Jahre bezogen haben Cannes-Gewinner bei den Oscars im Vergleich wohl den besten Lauf gehabt. Erst vergangenes Jahr gewann der iranische Film „The Salesman“ den Auslands-Oscar - das Werk von Asghar Farhadi hatte zuvor in Cannes den Preis für das beste Drehbuch und den besten Hauptdarsteller geholt. 2016 gewann mit dem ungarischen Film „Son of Saul“ immerhin ein Film aus dem Cannes-Wettbewerb den Oscar. Auch 2014 holte mit Italiens „La Grande Bellezza — Die große Schönheit“ von Paolo Sorrentino ein Film aus dem Cannes-Wettbewerb den Auslands-Oscar.
Im Jahr 2013 gewann mit „Liebe“ (Originaltitel: Amour) von Michael Haneke der Goldene-Palme-Gewinner des Vorjahres den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Das Kammerspiel über Ehe, Altern und Sterbehilfe, das zwar in Paris spielt, aber wegen der Nationalität von Michael Haneke von Österreich eingereicht worden war, war darüber hinaus in vier weiteren Kategorien oscarnominiert (Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin — Emmanuelle Riva, Bestes Originaldrehbuch).
Apropos Haneke: Auch 2009 hatte er in Cannes gewonnen mit dem Film „Das weiße Band — Eine deutsche Kindergeschichte“ und holte im Jahr darauf zwei Oscar-Nominierungen (Bester fremdsprachiger Film und Beste Kamera). Oscar-Nominierungen gab es auch für die Goldene-Palme-Gewinner von 2008 und 2011, den französischen Film „Die Klasse“ von Laurent Cantet und die epische amerikanische Familientragödie „The Tree of Life“ von Terrence Malick.
VENEDIG
Die nächste, dann 75. Mostra internazionale d'arte cinematografica in Venedig (ein Jury-Chef oder eine -Chefin wird erst im Frühling benannt) ist erst wieder vom 29. August bis 8. September. Mit Blick auf die Oscars hat das traditionsreiche Festival in diesem Jahr das wohl Bestmögliche erreicht. Der Sieger des Hauptpreises Goldener Löwe im vergangenen Spätsommer, der Fantasyfilm „Shape of Water - Das Flüstern des Wassers“ von Guillermo del Toro, ist bei der Oscar-Verleihung mit 13 Nominierungen der Top-Favorit.
Die Komödie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, die in Venedig ihre Premiere feierte und dort den Preis fürs beste Drehbuch gewann (Martin McDonagh), ist immerhin siebenmal bei den Oscars nominiert.
Auf die vergangenen zehn Jahre bezogen waren Venedig-Gewinner dagegen nicht ganz so oft erfolgreich. Vor acht Jahren aber brachte der Venedig-Siegerfilm des Jahres 2008, „The Wrestler“, immerhin Mickey Rourke seine erste Oscar-Nominierung ein.