Die Oscars: Nacht der erfüllten Träume
Das Sklavendrama „12 Years a Slave“ und der Weltraum-Thriller „Gravity“ räumen ab. Die deutsche Hoffnung dagegen platzt.
Hollywood. Seine Stimme zittert, seine Hände nesteln nervös am Notizzettel. Der Brite Steve McQueen muss sich einen Moment sammeln, er hat gerade Oscar-Geschichte geschrieben: Sein brutaler und aufwühlender Film „12 Years a Slave“ gewinnt den Oscar als bester Film. Bei den Academy Awards triumphiert damit zum ersten Mal das Werk eines schwarzen Regisseurs, der nicht einmal Amerikaner ist — und das auch noch mit einem Film über das Schicksal eines Sklaven in den USA.
Auch der Co-Produzent des Films, Hollywood-Star Brad Pitt, darf triumphieren — für ihn ist es der erste Oscar. Drei Mal war er schon für eine Haupt- oder Nebenrolle nominiert, unter anderem 2009 für „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, und ging leer aus. Nun, bei der zweiten Nominierung in der Kategorie „Produzent“, klappt es für den Lebensgefährten von Angelina Jolie (38).
Zuvor hat bereits die Kenianerin Lupita Nyong’o (geboren 1983) den Goldjungen als beste Nebendarstellerin erhalten, für ihre Rolle einer erniedrigten Sklavin in „12 Years a Slave“. Mit tränenerstickter Stimme ruft sie den Gala-Gästen entgegen: „Ich vergesse nicht einen Moment, dass ich die Freude in meinem Leben dem Schmerz so vieler Anderer verdanke. Wenn ich diese goldene Statue anschaue, dann erinnert sie mich und jedes kleine Kind daran, dass — egal woher du stammst — deine Träume wertvoll sind.“
Michael Fassbender (36), der in Heidelberg geborene Deutsch-Ire, dagegen geht leer aus für seine Rolle als sadistischer Gutsbesitzer in dem Slavendrama. Der Oscar als bester Nebendarsteller geht an Jared Leto (42) — für seine Leistung in dem Aids-Drama „Dallas Buyers Club“. Leto verneigt sich vor seiner Mutter: „Danke, dass du mir das Träumen beigebracht hast.“
Wenig später jubelt Leto dann seinem Co-Star aus dem Film zu: Matthew McConaughey, der sich für die Rolle als Aidskranker rund 20 Kilogramm heruntergehungert hatte, nimmt — wie von vielen erwartet — die Trophäe als bester Darsteller nach Hause. Für McConaughey (44) klappt es gleich bei der ersten Nominierung.
Die deutschen Hoffnungen erfüllen sich nicht. Bei den Promi-Partys nach der Verleihung wollten aber auch die deutschen Regisseure Max Lang und Jan Lachauer mitfeiern.
In der Sparte animierter Kurzfilm gehen sie leer aus. Jedoch erhalten Filmschaffende aus dem Ausland gleich mehrere wichtige Auszeichnungen. Neben der Australierin Cate Blanchett (44), die für Woody Allens „Blue Jasmine“ als beste Hauptdarstellerin den zweiten Oscar nach 2005 bekommt, triumphiert vor allem der Mexikaner Alfonso Cuarón (52). Sein bildgewaltiges, in 3D gedrehtes Weltraum-Drama „Gravity“ sichert sich sieben Oscars und ist der zweite große Gewinner der Academy Awards. Cuarón kann als erster Mexikaner über die Trophäe für die beste Regie jubeln.
Größter Verlierer des Abends ist die Gaunerkomödie „American Hustle“, die trotz zehn Nominierungen nichts gewinnt.