„Die Rollen werden im Alter interessanter“

Serienschauspieler Elmar Wepper brilliert in seiner zweiten Kino-Rolle als griesgrämiger Taxifahrer.

Berlin. Mit dem Film „Kirschblüten-Hanami“ startete Fernsehschauspieler Elmar Wepper (67) vor drei Jahren seine Kinokarriere. Seine zweite Kino-Hauptrolle spielt er in „Dreiviertelmond“.

Herr Wepper, der von Ihnen gespielte Taxifahrer Hartmut ist erst einmal ein unsympathischer Zeitgenosse. Ist es Ihnen nicht schwer gefallen, die Rolle zu übernehmen?

Elmar Wepper: Der Hartmut ist nicht der Elmar und der Elmar ist nicht der Hartmut. Und es muss auch nicht so sein, dass man nur Zugang zu einem Charakter findet, weil er einem ähnlich ist. Es ist schauspielerisch durchaus reizvoll, wenn man sich an einer Figur reibt und nicht so einfach in sie hineinschlüpfen kann.

Wie würden Sie Hartmut charakterisieren?

Wepper: Er ist kein offener Mensch, keiner der sich mitteilen will, keiner, der an der Welt interessiert ist, groß auf Reisen geht. Er sagt eher zu seiner Frau: „Du, ich hab’ da so eine Pension im Bayerischen Wald ausfindig gemacht, da können wir wandern.“ Alles Fremde ist ihm suspekt.

Gibt es viele solche Männer?

Wepper: Ich glaube mehr als man denkt. Generell ist bei den Menschen die Bereitschaft, Neues zu wagen, nicht so ausgeprägt. Sie haben Angst vor Veränderung.

Der Film von Christian Zübert spielt in Nürnberg, wo Hartmuts fränkische Mentalität auf die türkische Mentalität der kleinen Hayat und ihrer Familie prallt. . .

Wepper: Der Film zeigt sehr schön und auch humorvoll die Gegensätze Türkisch-Deutsch, Türkisch-Fränkisch, aber Christian Zübert vermeidet es, damit eine Zeigefinger-Pädagogik zu verbinden. Wenn zum Beispiel Hayats Großmutter betet, wird das nicht kommentiert und gewertet, sondern einfach so gezeigt wie es ist.

Sie haben sich selbst einmal als „Schwiegersohn-Typ“ bezeichnet. Ihre Rolle in Doris Dörries Familiendrama „Kirschblüten-Hanami“ passt genauso wenig in dieses Schema wie nun der Hartmut in „Dreiviertelmond“. Suchen Sie sich mittlerweile mit Bedacht sperrigere Rollen?

Wepper: Natürlich freut es mich, dass in meinen späten Jahren das Rollenangebot interessanter geworden ist. Vielleicht traut man mir nach „Hanami“ mehr zu.

Sie sagen, in Ihrem Alter müsse man sich die Arbeit etwas einteilen — das heißt, Sie arbeiten bewusst weniger?

Wepper: Ja, ganz bewusst. Ich habe festgestellt, wenn ich beruflich eine Pause einlege, fange ich nicht an, unruhig zu werden. Die Arbeit ist wunderbar, aber es geht auch eine Zeit lang ganz gut ohne.

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