„Eine dunkle Begierde“: So fing die Psychoanalyse an

Cronenberg beleuchtet „Eine dunkle Begierde“.

Liebe kann Berge versetzen. Das zeigt auch das vor dem Ersten Weltkrieg in Zürich und Wien spielende Drama „Eine dunkle Begierde“ von David Cronenberg, das vor allem von herausragenden Schauspielerleistungen getragen wird.

Der Film, der auf einem Theaterstück von Christopher Hampton basiert, konzentriert sich auf die komplizierte Beziehung der aus Russland stammenden Sabina Spielrein (Keira Knightley) und des Schweizer Psychiaters Carl Gustav Jung (Michael Fassbender). Sie ist zunächst seine von Neurosen geplagte Patientin, wird dann die Geliebte des verheirateten Arztes. Von ihm fasziniert, studiert sie selbst Medizin.

Erschrocken darüber, dass er die übliche Grenze im Verhältnis von Arzt und Patientin überschritten hat, vertraut sich Jung dem Wiener Kollegen Sigmund Freud (Viggo Mortensen) an. Ihrem Gedankenaustausch entspringen bis heute gültige Theorien der Psychoanalyse.

Cronenberg seziert die Beziehungen seiner Figuren. Eloquent geben sie Auskunft über ihren Sexualtrieb, sind in ihrem Verhalten jedoch fest im 19. Jahrhundert verhaftet. Fans der oft harten Horrorfilme des kanadischen Regisseurs („Naked Lunch“, 1991), wird dessen zurückhaltende, aber präzise Inszenierung überraschen. Der studierte Literatur- und Naturwissenschaftler sagt dazu spöttisch: „Es macht doch auch Spaß, Erwartungen einmal nicht zu erfüllen.“