Fatih Akin mit Douglas-Sirk-Preis geehrt
Hamburg (dpa) - Der Regisseur Fatih Akin hat am Samstagabend in seiner Heimatstadt Hamburg den Douglas-Sirk-Preis erhalten. Unter dem Jubel des Publikums nahm der 41-Jährige die Auszeichnung vor der Deutschlandpremiere seines Werkes „The Cut“ entgegen.
Das Hamburger Filmfest ehrt mit dem Preis seit 1995 jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich um die Filmkultur und -branche verdient gemacht hat. „Es ist nicht für mein Lebenswerk“, stellte Akin auf der Bühne gleich klar. „Sagen wir mal: Es ist ein Cut, es ist eine Zäsur - schauen wir mal, was kommt.“ Namensgeber der Ehrung ist der in der Hansestadt geborene Regisseur Detlef Sierck, der als Douglas Sirk in Hollywood große Erfolge feierte.
Begeistert applaudierend erhoben sich wie Schauspieler und Akin-Freund Moritz Bleibtreu viele der rund 1000 Zuschauer, als der Regisseur die Trophäe entgegennahm. „Ich hatte eigentlich eine Rede vorbereitet“, meinte der Preisträger. „Aber der Film dauert 138 Minuten“, fügte er hinzu und faltete seine Zettel wieder zusammen. Den zuvor von Filmfestchef Albert Wiederspiel gemachten Vorschlag eines späteren zweiten Douglas-Sirk-Preises griff er aber noch einmal auf: „Sollte ich wirklich das Ding irgendwann mal 2.0 für mein Lebenswerk bekommen, kriegt ihr eine lange, lange, lange Rede.“
„Was wäre Hamburg ohne Fatih?“, hatte Festivalleiter Wiederspiel zu Beginn der Veranstaltung im Cinemaxx-Kino in der Innenstadt gefragt. Er erinnerte an Akins ersten Spielfilm „Kurz und schmerzlos“ 1998, den der türkischstämmige Mann aus Hamburg-Altona damals auch beim Hamburger Filmfest gezeigt hatte. Inzwischen habe der Regisseur von Werken wie „Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“ alle großen Festivals der Welt besucht. „Er hat Preise in Cannes, Venedig und Berlin gewonnen - und das in diesen 16 Jahren“, betonte Wiederspiel.
Obwohl Akins Geschichten an verschiedenen Orten spielten, „ist Fatih doch so wahnsinnig stark in Hamburg geerdet“, meinte der Festivalchef. „Wie ein Seefahrer, der die Welt erobert oder sogar schon die Welt erobert hat, kommt er immer wieder nach Hause - physisch, aber auch thematisch.“ Die Auszeichnung, die 1995 zuerst an Hollywoodstar Clint Eastwood ging, erhalte er nicht für sein Lebenswerk. „Dafür bist du wirklich noch zu jung“, sagte Wiederspiel. „Ich persönlich freue mich, dir in sehr vielen Jahren den Douglas-Sirk-Preis 2.0 zu überreichen - und der ist dann für das Lebenswerk, versprochen.“
Der ursprünglich als Laudator vorgesehene Regisseur Emir Kusturica sei wegen eines kleinen Unfalls verhindert gewesen, hieß es. Dafür würdigte Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) den Preisträger als „aufmerksamen Wanderer zwischen den Welten“. Auch die Morddrohungen, die Akin in der Türkei erhalten hatte, sprach sie noch einmal an. Akins „The Cut“ thematisiert den Völkermord an den Armeniern. Vor kurzem hatte sein Werk in Venedig Weltpremiere - die erste Aufführung in Deutschland war für Hamburg reserviert.
Seiner Heimatstadt dankte der nach wie vor hier lebende Filmemacher besonders. „Das passiert ja manchmal dem HSV oder St. Pauli: im eigenen Stadion wird man ausgebuht“, sagte er. „Und ihr wart nie so.“ Hamburg habe ihn immer mit offenen Armen aufgenommen, ihm immer ein Zuhause gegeben, immer ermutigt, weiterzumachen. „Vielen Dank, Hamburg“.