Filmfestival Locarno: Ehrenleopard für Jane Birkin
Locarno (dpa) - Die britische Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin ist auf dem 69. Internationalen Filmfestival von Locarno mit einem „Pardo alla carriera“, einem „Leoparden für ihre Karriere“, geehrt worden.
Mehr als 8000 Festivalgäste waren am Donnerstagabend gekommen, um sie bei Blitz, Donner und Regen auf der pittoresken Piazza Grande zu feiern. Die 69-Jährige überraschte mit einem Geständnis: „Ich habe in all den Jahrzehnten noch nie eine Auszeichnung bekommen.“ Nach einer Pause der Rührung fügte sie mit leichtem Zittern in der Stimme hinzu: „Es ist mein erster Preis und ich nehme ihn voller Stolz und Freude mit nach Hause.“
Berühmt wurde die Engländerin 1969 in Paris als Sängerin mit dem damals als Skandal empfundenen Chanson „Je t’aime... moi non plus“. Das mit ihrem Lebensgefährten Serge Gainsbourg (1928 - 1991) voll flirrender Erotik gehauchte Liebesgeflüster machte sie zur Ikone frei gelebter Sexualität. Dazu kamen viele Erfolge als Schauspielerin, so 1978 in dem Krimi „Tod auf dem Nil“.
Die nächsten Tage des Filmfestivals werden in hohem Maße vom deutschen Kino bestimmt. Mit besonderer Spannung wird die Uraufführung des Spielfilms „Paula“ am Sonntagabend erwartet. Der Regisseur Christian Schwochow („Novemberkind“) spiegelt darin Episoden aus dem Leben von Paula Modersohn-Becker (1876 - 1907).
Verkörpert wird die weltberühmte deutsche Malerin von Carla Juri. Die schweizerische Schauspielerin (30) feierte 2013 in Locarno einen Triumph mit der Verfilmung des Skandalromans „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche. „Paula“ läuft außerhalb der Konkurrenz in einer der abendlichen Open-air-Aufführungen. Damit hat der Film die Chance, den durch Stimmabgabe der Zuschauer ermittelten Publikumspreis zu gewinnen.
Am Sonntagabend wird auch Mario Adorf (85) mit einem „Pardo alla carriera“ ausgezeichnet. Adorf („Die Blechtrommel“, „Der große Bellheim“) ist Ehrengast der Retrospektive des Festivals, die das bundesdeutsche Kino der Jahre 1949 bis 1963 feiert.
Dicht hintereinander, von Sonntag bis Dienstag, laufen im zentralen Wettbewerb des Festivals die deutschen Bewerber um den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden. Das sind „Der traumhafte Weg“ der deutschen Regisseurin Angela Schanelec, „Marija“, eine deutsch-schweizerische Koproduktion des Schweizers Michael Koch sowie die rumänisch-deutsche Koproduktion „Vernarbte Herzen“ des Rumänen Radu Jude. Welcher der 17 Filme aus aller Welt den Goldenen Leoparden gewinnt, wird am 13. August bekannt gegeben.