Star-Auflauf Filmfestival Venedig: Clooney und seine Charmeoffensive
Venedig (dpa) - Wahrscheinlich müsste George Clooney noch nicht einmal etwas sagen. Schon sein breites Grinsen über dem leger aufgeknöpften Hemd genügt, um Fans und Journalisten in schöner Regelmäßigkeit in Verzückung zu versetzen.
Das bewies der 56-Jährige am Wochenende einmal mehr beim Filmfest Venedig. Dort stellte er eine überdrehte Groteske über Rassismus in den USA vor und brachte dafür seine Stars Julianne Moore und Matt Damon mit. Vor allem aber sorgte er überall, wo er auftauchte, für aufgeregtes Blitzlichtgewitter - und die große Frage war, ob auch seine Frau Amal zur Premiere kommen würde.
Zuvor war Clooney bei der Pressekonferenz wie so häufig extrem gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt. Klar, Matt Damon sei bereits einmal zum Sexiest Man Alive gewählt worden. Das bestätigte Clooney neidlos auf dem Podium - bevor er verschmitzt nachschob: „nur einmal!“. Schließlich stand der 56-Jährige selbst zwei Mal oben auf der Liste zum Mann mit dem größten Sex-Appeal.
Doch Clooney, der im Juni Vater von Zwillingen geworden war, nutzte das Forum besonders, um auf Missstände der amerikanischen Gesellschaft hinzuweisen. „Über unserem Land hängt eine dunkle Wolke“, sagte er. Die Menschen in den USA müssten dringend ihre Geschichte aufarbeiten. „Wir müssen mit unseren Problemen im Umgang mit Rassismus klarkommen.“ Das sei ein wichtiger Teil der Geschichte des Landes - und werde es noch für eine lange Zeit sein. Die Menschen in den USA seien wütend und auch sein Wettbewerbsbeitrag sei ein „wütender Film“.
Tatsächlich kommt Clooneys „Suburbicon“ auf den ersten Blick aber als schräge Komödie daher. Das liegt auch am Einfluss der Brüder Ethan und Joel Coen („No Country for Old Men“), auf deren Drehbuch er zurückgriff. Als eine afroamerikanische Familie in die weiße Vorzeigekleinstadt Suburbicon zieht, eskaliert die Situation in der Gemeinde - und im Privatleben bei den direkten Nachbarn (Damon und Moore). Clooney mischt dabei sehr schwarzen Humor mit Satire und deutlicher Gesellschaftskritik: Es dauert nicht lange, bis der weiße Mob durchdreht.
„Suburbicon“ war allerdings nicht der einzige Film, der für hohen Startrubel in Venedig sorgte. Am späten Freitagabend waren zunächst die Hollywoodlegenden Jane Fonda und Robert Redford Arm in Arm in den Premierensaal Sala Grande gelaufen, wo sie für ihr Lebenswerk mit Ehrenlöwen ausgezeichnet wurden. Am Wochenende folgten dann noch Vince Vaughn, Sienna Miller, Helen Mirren, Donald Sutherland, Stephen Frears und Judi Dench.
Vaughn stellte außer Konkurrenz den brutalen Gefängnisthriller „Brawl in Cell Block 99“ mit Don Johnson und Udo Kier vor, während Sienna Miller in „The Private Life of a Modern Woman“ und an der Seite von Alec Baldwin zu sehen war. Die 82-jährige Judi Dench hingegen wurde für ihre Rolle in „Victoria & Abdul“ gefeiert. Darin erzählt Regisseur Stephen Frears nach „The Queen“ einmal mehr eine wahre Geschichte über das britische Königshaus: Dench spielt Königin Victoria, die eine ungewöhnliche Freundschaft zu einem jungen indischen Bediensteten hatte.
Berührend waren auch Helen Mirren und Donald Sutherland als älteres Paar, das sich in „The Leisure Seeker“ nach vielen gemeinsamen Ehejahren auf seine letzte große Reise macht - eine melancholische Geschichte über die Liebe und das Abschiednehmen.
Und auch wenn es angesichts der Stardichte auf dem roten Teppich fast irrelevant wirkte, so klärte sich die Frage um George Clooney am Samstagabend auch noch: Zur Premiere von „Suburbicon“ lief der Star strahlend und Hand in Hand mit seiner Frau Amal in den Premierensaal Sala Grande.