Große Stars im Mini-Format Filmfest Venedig startet mit Satire
Venedig (dpa) - Die Menschheit wächst und mit ihr wachsen die Probleme. Wie schön wäre da eine so simple Lösung wie im Eröffnungsfilm des Festivals Venedig: In „Downsizing“ lassen sich Stars wie Matt Damon und Christoph Waltz auf nicht einmal 15 Zentimeter schrumpfen.
Schließlich sind kleine Menschen für die Erde weniger schädlich. Das ist zumindest der Gedanke von Regisseur Alexander Payne, dem mit „Downsizing“ eine pointierte und humorvolle Satire auf die moderne Gesellschaft gelingt.
„Es geht im Film um einen Sinn dafür, dass wir alle in demselben Boot sitzen“, sagte der 46-jährige Damon am Mittwoch, bevor das Festival am Abend im Premierensaal Sala Grande offiziell eröffnet wurde. Der Film habe eine sehr hoffnungsvolle Botschaft, gerade in einer gespaltenen Welt. Jim Taylor, der das Drehbuch gemeinsam mit dem zweifachen Oscar-Preisträger Payne schrieb, ergänzte: „Wir interessieren uns mehr für den Humanismus als für Politik.“
In „Downsizing“ machen norwegische Forscher eine spektakuläre Entdeckung, die es ermöglicht, Lebewesen auf einen Bruchteil ihrer Größe zu schrumpfen. Das wird nicht nur als wichtiger Schritt im Kampf gegen Überbevölkerung gepriesen, sondern als Lösung einer ganzen Reihe von zivilisatorischen Problemen: Kleine Menschen verbrauchen weniger Ressourcen und produzieren weniger Müll.
Auch Paul (Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig) sind bald von der Idee fasziniert - allerdings nicht, weil sie die Umwelt schützen wollten. Wie viele andere Menschen, die sich für die Schrumpfung entscheiden, werden sie von deutlich egoistischeren Motiven getrieben. Wer nur noch ein Haus, Kleidung und Schmuck im Mini-Format braucht, spart viel Geld und kann sich ein Luxusleben zum Mini-Preis leisten: Wohnen wie ein König im Schloss, das im normalen Leben mehrere Millionen Dollar kosten würde.
Der 56-jährige Regisseur belässt es nicht bei der Beobachtung von Pauls neuem Leben, zu dem bald noch Christoph Waltz als zwielichtiger Nachbar mit krimineller Energie gehört. Wie schon in seinen früheren Werken wie „The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten“ mit George Clooney oder in „Sideways“ mit Paul Giamatti lenkt Oscarpreisträger Payne den Blick auch auf Schattenseiten.
Wie kann man sich gegen geschrumpfte Terroristen und illegale Einwanderer schützen, die sich im TV-Karton ins Land einschleusen lassen? Haben kleine Menschen dasselbe Wahlrecht, auch wenn sie die Wirtschaft viel weniger ankurbeln? Und auf wessen Kosten geht das Luxusleben der neureichen Kleinen überhaupt? Was als Komödie beginnt, wird angesichts solcher Fragen schnell zu einem Drama und einer Gesellschaftssatire.
Bei der 74. Ausgabe des ältesten Filmfestivals der Welt setzt der Film trotz einiger Längen und erzählerischer Schwächen einen ersten Glanzpunkt. „Downsizing“ ist allerdings nur der erste von 21 Beiträgen, die im diesjährigen Wettbewerb der Lagunenstadt Chancen auf den Goldenen Löwen haben. Ob es am Ende für eine Auszeichnung reicht, wird sich am 9. September zeigen, wenn die Jury um ihre Präsidentin Annette Bening die Hauptpreise vergibt.