Abschied Margot Hielscher mit 97 Jahren gestorben

München (dpa) - Sie hat etwa 50 Filme gedreht und war in rund 200 Fernsehproduktionen zu sehen. Aber Margot Hielscher einfach nur als Schauspielerin zu bezeichnen, würde zu kurz greifen. Sie war auch Sängerin, trat etwa beim Grand Prix für Deutschland an, sowie die wohl erste Talkmasterin Deutschlands.

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Am Sonntag ist die Grande Dame der deutschen Unterhaltung mit 97 Jahren in ihrem Wohnhaus in München gestorben. Sie sei friedlich eingeschlafen, sagte am Dienstag ihr Neffe Peter Graf Schall-Riaucour.

Am 29. September wäre Hielscher 98 geworden. Mit ihrem Geburtstag und gar ihrem Alter konnte die Diva nicht wirklich etwas anfangen. „Über mein Alter möchte ich nicht reden, das ist doch für eine Frau keine amüsante Angelegenheit“, sagte sie ein paar Tage vor ihrem 95. Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur. Dass sie auch in ihrem hohen Alter noch gesund war, nannte sie damals einen Glücksfall.

Einem Glücksfall verdankte es Hielscher auch, eine vielseitige Karriere in der Unterhaltungsindustrie hingelegt zu haben. Sie wurde über Jahrzehnte hinweg verehrt. Marrakesch, Venedig, Rom, Paris und London waren nur einige Stationen ihrer Karriere - doch ihrer Wahlheimat München blieb sie mehr als 70 Jahre treu.

Die gebürtige Berlinerin verdiente von 1939 an als Kostümbildnerin beim Film ihr Geld; ein Jahr später wurde sie von einem Regisseur entdeckt und gleich für ihre erste Schauspielrolle verpflichtet: Als Hofdame an der Seite von Zarah Leander im Film „Das Herz der Königin“.

Es folgten zahlreiche Auftritte, bevorzugt in Liebeskomödien, in denen Hielscher auch ihre hervorragende Gesangsstimme unter Beweis stellen konnte. Hielscher sagte einmal, wenn sie etwas besitze, auf das sie stolz sei, dann wäre es ihr Sinn für Humor. So drehte sie gemeinsam mit Curd Jürgens den Klassiker „Frauen sind keine Engel“.

Während des Zweiten Weltkriegs zählte sie zu den beliebtesten deutschen Filmstars. Von den Nazis wurde sie kritisch beäugt. „Weil ich nicht den Typ der deutschen Frau verkörpert hatte“, sagte sie später dazu. Und das lag weniger an ihren dunklen Haaren als an ihrer angeblich zu amerikanischen Attitüde.

Heinz Rühmann war ebenso von ihr fasziniert wie zahlreiche Soldaten, vor denen sie mehrfach als Sängerin zur Truppenbetreuung auftrat. Ihre große Liebe aber war der Film- und Schlagerkomponist Friedrich Meyer. 1959 heirateten die beiden, die Ehe hielt bis zu Meyers Tod im Jahr 1993. Beide starben an einem 20. August.

Nach Kriegsende wandte sich Hielscher immer mehr der Musik zu, feierte fulminante Auftritte, als sie für amerikanische Soldaten sang, und absolvierte mehrere Tourneen. Es existieren heute mehr als 400 Gesangsaufnahmen von ihr. Als eine der Ersten stand Hielscher 1957 beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson - dem heutigen Eurovision Song Contest - für Deutschland auf der Bühne. In dem Lied „Telefon, Telefon“ schmachtete sie in einen Telefonhörer, belegte Platz 4 und durfte ein Jahr darauf erneut für Deutschland antreten. Mit „Für zwei Groschen Musik“ wurde sie Siebte.

In ihrer eigenen Sendung „Zu Gast bei Margot Hielscher“, die von Mitte der 60er Jahre an im Bayerischen Fernsehen lief, stellte die Künstlerin ein weiteres Talent unter Beweis: Das lockere Plaudern mit prominenten Freunden und Gästen. Bei ihr waren mehr als 700 Prominente zu Gast - darunter Maurice Chevalier, Leonard Bernstein und Romy Schneider. Ihre letzte Fernsehrolle spielte Hielscher 1994 in der Serie „Der Nelkenkönig“, danach zog sie sich aus dem Filmgeschäft zurück. Musik und Singen blieben ihre Leidenschaft.