#MeToo Firma von Harvey Weinstein verkauft
New York (dpa) - Nach langem zähen Ringen ist der Verkauf der Filmfirma des früheren Hollywood-Moguls Harvey Weinstein endgültig abgeschlossen. Die Kapitalgesellschaft Lantern Capital aus Texas zahlte rund 289 Millionen Dollar (etwa 247 Millionen Euro) für das Filmstudio, wie US-Medien berichteten.
Man wolle nun eine „nach vorne denkende Kraft in der Branche werden“, teilten die Gründer von Lantern Capital, Andy Mitchell und Milos Brajovic, mit. Die Firma, die nun in Lantern Entertainment umbenannt werden soll, verfügt mit dem Kauf über eine Filmbibliothek mit mehr als 270 Titeln, dazu viel unveröffentlichtes Material.
Weinstein hatte die Firma „The Weinstein Company“ (TWC) 2005 gemeinsam mit seinem Bruder Bob gegründet. TWC konnte zahlreiche Erfolge verbuchen, gewann etwa Oscars für die Filme „The King's Speech“ und „The Artist“, hatte zuletzt aber finanzielle Probleme. Nachdem Harvey Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen worden waren, musste die Firma im März Bankrott anmelden. Von den früher etwa 140 Mitarbeitern sind nur noch rund 50 übrig. Der Verkauf der Firma an eine andere Investorengruppe, von der die Lantern Capital-Gründer ebenfalls Teil waren, war mehrfach geplatzt, unter anderem wegen nachträglich aufgetauchter Schulden in Millionenhöhe.
Zuvor hatte eine Reihe prominenter Schauspieler, Regisseure und Produzenten versucht, den geplanten Verkauf zu stoppen. Sie beklagten ausstehende Zahlungen der Weinstein Company für bereits produzierte Filme und TV-Serien und bezweifelten, dass Lantern Capital sie auszahlen wird. Unter den Betroffenen waren Medienberichten zufolge unter anderem die Schauspieler Brad Pitt, George Clooney, Jake Gyllenhaal, Julia Roberts, Meryl Streep und Robert De Niro sowie Regisseur Quentin Tarantino.
Erste Vorwürfe gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe waren im vergangenen Herbst bekannt geworden. Sie hatten weltweit zu einer unter dem Schlagwort #MeToo bekannt gewordenen Bewegung gegen sexuelle Belästigung geführt. Weinstein ist inzwischen wegen mehrerer Sexualdelikte angeklagt und gegen Kaution auf freiem Fuß. Der 66-Jährigen muss derzeit ein GPS-Überwachungsgerät tragen und lebt in seinem Haus im Bundesstaat Connecticut. Um New York oder Connecticut verlassen zu dürfen, benötigt er eine Erlaubnis.
Weinstein plädiert auf nicht schuldig. Bei einer Verurteilung droht ihm im schlimmsten Fall eine lebenslange Haftstrafe. Für September ist eine weitere Gerichtsanhörung geplant, einen Termin für einen möglichen Prozessbeginn gibt es noch nicht.