Gemeinsam auf Tour: „Wader Wecker Vater Land“

München (dpa) - Hannes Wader und Konstantin Wecker sind durch ihre politischen Lieder bekanntgeworden. Der Kinofilm „Wader Wecker Vater Land“ dokumentiert nun die gemeinsame Tour 2010 - und zeigt, was den Einzelgänger aus Ostwestfalen und den bayerischen Entertainer verbindet.

Auf den ersten Blick haben die beiden Liedermacher Hannes Wader und Konstantin Wecker nicht besonders viel gemeinsam. Da ist der Ostwestfale Wader, der minimalistische Eigenbrötler, dem sechs Saiten an seiner Gitarre schon zu viel sind. „Ich stehe am liebsten wie ein Stock, mit der Gitarre in der Hand hinter dem Mikrofon“, sagt der 69-Jährige über sich selbst. Die große Show ist nicht seins - im Gegensatz zu Wecker: Schweißgebadet steht der bayerische Entertainer bei seinen Konzerten am Klavier und hämmert auf die Tasten. „Einer, der die große Geste, das Orchester braucht“, sagt Wader über den 64-Jährigen. „Das habe ich damals nicht gemocht.“

Im Sommer 2010 gingen die beiden Liedermacher trotzdem gemeinsam auf Tour, begleitet von einem Kamerateam. Der daraus entstandene Film „Wader Wecker Vater Land“ zeigt eine Reise durch verschiedene Welten. Die Tour - filmisch begleitet bei Proben, hinter und auf der Bühne - ist nur eine davon. „Wir kommen aus der Wader-Welt, und die anderen kommen aus der Wecker-Welt“, sagt ein Tour-Mitarbeiter im Film über die beiden Lager. „Wir brauchten eine Zeit, um uns die Hörner abzustoßen“, sagte Wecker im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Während der gemeinsamen Tournee mussten die beiden Einzelkünstler und ihre Mitarbeiter aufeinander zukommen - und wenn es nur um die richtige Position auf der Bühne ging.

Ihre politischen Positionen in der Gesellschaft liegen dabei gar nicht so weit voneinander entfernt. Schon in den 1970er Jahren machten sich Wader und Wecker für die Friedensbewegung und Umweltschutz stark, kämpften gegen rechte Gewalt und Kapitalismus. Wader sei zu Beginn seiner Karriere der „Idealtyp eines linken Sängers“ gewesen, sagt Wecker: Groß, dünn, lange Haare und eine Gitarre. Wecker selbst wehrte sich anfangs noch dagegen, als politischer Liedermacher bezeichnet zu werden. „Heute stehe ich dazu“, sagt er im Film auf der Fahrt im Zug.

Vor zehn Jahren waren die beiden Musiker schon einmal gemeinsam unterwegs. Die Tour zum Film sei aber eine größere Herausforderung gewesen, sagte Wader der Nachrichtenagentur dpa: „Wir wollten noch mehr Lieder gemeinsam singen.“ Im Gegensatz zu Wecker sei er es nicht gewöhnt, mit anderen Musikern auf der Bühne zu stehen. Von mehreren Seiten sei er vor der Tour mit dem Entertainer Wecker gewarnt worden. „Der drückt dich an die Wand“, hätten sie gesagt. „Ich drücke zurück“, entgegnete Wader, der rückblickend froh ist, „mich auf meine alten Tage auf sowas eingelassen zu haben“.

Die Dokumentation von Regisseur Rudi Gaul beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Musikalische. Fließende Übergänge zwischen früheren und neueren Aufnahmen und Konzerten zeigen, wie sich Wader und Wecker politisch entwickelten. Dabei erscheinen die beiden Liedermacher nicht nur als Helden der 1968er-Bewegung. Wecker landete 1996 wegen Drogenkonsums kurzzeitig im Gefängnis. Seit Wader - laut Film unwissend - einer RAF-Terroristin seine Wohnung vermietete, wurde er immer wieder mit den Linksextremisten in Verbindung gebracht. Auch sein Beitritt in die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) stieß auf Kritik. „Da haben sich unsere Wege kurzzeitig getrennt“, sagt Wecker.

In den 1980er Jahren fanden die beiden Musiker im Münchner „Kaffee Giesing“ wieder zusammen - und fassten den Plan, gemeinsam auf die Bühne zu gehen. Ihren Optimismus haben sie sich bis heute trotz schwieriger Phasen erhalten. Auf einer ihrer Reisen einigen sie sich im Film auf eine gemeinsame Utopie: Wader plädiert für eine „liebevolle, herrschaftsfreie Gesellschaft“. Sein Gegenüber Wecker nickt zustimmend. So unterschiedlich die beiden Musiker sind, noch immer kämpfen sie für die gleiche Sache.