Grütters: Deutscher Film steht so gut da wie selten

Berlin (dpa) - Der deutsche Film steht nach Angaben von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) so gut da wie selten zuvor.

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„Wir steuern auf einen Marktanteil von 27 Prozent zu, so viel hatten wir in den letzten zehn Jahren nicht“, sagte die CDU-Politikerin in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld der Berlinale (11.-21. Februar).

Auch bei Umsätzen und Zuschauerzahlen sei 2015 eines der erfolgreichsten Kinojahre überhaupt gewesen. Genaue Zahlen will die Filmförderungsanstalt am Mittwoch bekanntgeben.

Mit Blick auf die am Donnerstag beginnenden 66. Internationalen Filmfestspiele in Berlin hob Grütters besonders das Motto „Recht auf Glück“ hervor, das zur Auseinandersetzung mit Krieg, Verfolgung und Flucht aufruft. „Das Thema, das uns alle im Moment mehr als jedes andere beschäftigt, soll auch Gegenstand des Festivals sein“, so die CDU-Politikerin. „Das ist eine politische Botschaft, die die Berlinale erneut von anderen Festivals unterscheidet.“

Für neue Akzente im deutschen Film will die Staatsministerin wie angekündigt die kulturelle Filmförderung stärken. Dafür stehe mit insgesamt 28 Millionen Euro so viel Geld zur Verfügung wie noch nie. „Aber es geht nicht nur darum, mehr Filme zu unterstützen, sondern mutigere und künstlerisch ambitioniertere Vorhaben sollen mit höheren Fördersummen gezielter gefördert werden“, sagte sie.

Das Studio Babelsberg sieht gleichwohl die deutsche Filmindustrie unter scharfem Konkurrenzdruck. Zwar habe die Politik in Deutschland mit neuen Fördertöpfen positive Signale gesetzt, sagte der Vorstandsvorsitzende Carl L. Woebcken in Potsdam. „Wir sind allerdings jetzt erst vor kurzem überrascht worden von dem Nachlegen der Franzosen und der Italiener in ihren Fördersystemen. Und daran erkennt man, dass wir uns in einem - man kann fast sagen - Wirtschaftskrieg befinden in unserem Sektor, der nur durch die öffentliche Hand gesteuert und verhindert werden kann.“

Der Berlinale sieht Grütters eigenen Angaben zufolge mit Spannung entgegen. Dass im diesjährigen Wettbewerb nur ein deutscher Beitrag an den Start geht, sei keineswegs ein Armutszeugnis. „Der Film „24 Wochen“ hat nach den Vorausschauen ein großes Potenzial. Er ist aufregend, hat ein wichtiges Thema und soll sehr, sehr gut gespielt sein“, sagte sie. „Darüber hinaus gibt es insgesamt 151 Produktionen mit deutscher Beteiligung bei dem Festival. Der deutsche Film ist in allen Sektionen vertreten.“

Grütters selbst will sich bei der Berlinale neben zahlreichen Empfängen, Preisvergaben und Ehrungen mindestens fünf oder sechs Filme anschauen, darunter den Eröffnungsfilm und den deutschen Wettbewerbsbeitrag. Zur Vorstellung der europäischen Shootingstars am 15. Februar hat sie erstmals ihre Amtskollegen aus den EU-Mitgliedsländern eingeladen.

„Neun Ministerinnen und Minister haben zugesagt. Das zeigt, wie groß das Interesse auch an europäischen Koproduktionen ist“, sagt sie. Im Anschluss will die Runde die Premiere der mit Spannung erwarteten Fallada-Verfilmung „Jeder stirbt für sich allein“ besuchen. Der Film mit Emma Thompson und Daniel Brühl ist von dem Schweizer Vincent Perez auf Englisch gedreht und gilt deshalb nicht als deutsche Produktion im Wettbewerb.

Und was ist das Geheimrezept von Kinofan Grütters, um ein solches Programm durchzuhalten? „Ganz einfach: die Lust an künstlerischen Experimenten.“