Herz für Außenseiter: Vadim Glowna gestorben
Berlin (dpa) - Er spielte die Unbequemen, die Außenseiter. Und wer sein markantes Gesicht einmal sah, behielt es in Erinnerung. Jetzt starb Vadim Glowna im Alter von 70 Jahren überraschend in Berlin.
Glowna erlag in der Nacht zum Dienstag in einem Berliner Krankenhaus einer kurzen schweren Krankheit, wie seine Agentur Contract am Donnerstag mitteilte. Er galt als einer der vielseitigen Charakterköpfe unter den deutschen Schauspielern. Sein Herz schlug vor allem für Außenseiter-Figuren. Markenzeichen war seine markante Nase, die er sich als Junge bei einer Schlägerei gebrochen hatte.
Der gebürtige Schleswig-Holsteiner spielte seit Mitte der 60er Jahre in mehr als 160 Kino- und Fernsehfilmen mit. „Vielleicht sind zehn sehr wichtig und eindrucksvoll gewesen“, sagte Glowna einmal in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Für sein Regiedebüt „Desperado City“ (1981) wurde er in Cannes ausgezeichnet. Er drehte mit Claude Chabrol, Romy Schneider und Klaus Kinski. Der aus ärmsten Verhältnissen stammende Schauspieler stand für Regisseure wie Gustaf Gründgens und Peter Zadek auf der Bühne.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) würdigte Glowna als einen der „vielseitigsten Charakterdarsteller hierzulande“. Dieser habe es auf besondere Weise verstanden, seinen Rollen die Aura des Geheimnisvollen und Undurchsichtigen zu verleihen. „Die deutsche Film- und Theaterlandschaft ist mit seinem Tod um einen außergewöhnlichen Schauspieler ärmer geworden.“ Der Regisseur Hans-Christoph Blumenberg sagte Deutschlandradio Kultur, Glowna habe seinen Beruf wahnsinnig geliebt. „Vadim war jemand, der sehr genau wusste, was er konnte.“ Das habe ihm auch eine große Gelassenheit gegeben.
Glowna wurde am 26. September 1941 in Eutin geboren und wuchs in Hamburg auf. Noch keine 20 Jahre alt wurde er 1961 von Gründgens am Hamburger Schauspielhaus von einer Statisten- zu einer Sprechrolle in „Faust II“ befördert - der Beginn seiner Bühnenkarriere. Es folgten Auftritte am Bremer Theater und an den Münchner Kammerspielen.
Sein Filmdebüt gab Glowna 1964 in Johannes Schaafs „Im Schatten der Großstadt“. Er brillierte in zahlreichen Literaturverfilmungen wie Feuchtwangers „Exil“, Frischs „König Blaubart“, Walsers „Ein fliehendes Pferd“ und Bölls „Gruppenbild mit Dame“. International bekannt wurde Glowna mit Filmen wie Chabrols Remake von „Stille Tage in Clichy“ oder Sam Peckinpahs Kriegsfilm „Steiner - Das eiserne Kreuz“. Für Oskar Roehlers „Die Unberührbare“ wurde er für einen Deutschen Filmpreis nominiert.
Glowna war in „Schwabenkinder“ und „Mein Name ist Bach“ zu sehen, bei Krimis wie „Der Alte“ oder „Siska“ führte der Wahl-Berliner auch selbst Regie. Zuletzt stand Glowna unter anderem für den ZDF-Sechsteiler „Borgia“ und Rudolf Thomes Film „Ins Blaue“ vor der Kamera.