Hollywood kocht im Sommer wieder Altbewährtes auf

Los Angeles (dpa) - Roland Emmerich kann es nicht lassen: Schon vor 20 Jahren beamte er in „Independence Day“ Außeriridische auf die Erde und legte Washington platt. In diesem Sommer schlägt der deutsche Hollywood-Regisseur mit „Independence Day: Wiederkehr“ (dt.

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Kinostart am 14. Juli) erneut zu.

Jeff Goldblum ist wieder an Bord, um die Alien-Angriffe abzuwehren. Sela Ward stößt als weibliche Chefin im Weißen Haus neu dazu. Abwarten, was sich Emmerich sonst noch an Überraschungen ausgedacht hat.

Originalität ist gewöhnlich die schwache Seite von Hollywoods Kinosommer. Die großen Studios wärmen lieber Altbewährtes auf, als neue Stoffe und damit möglicherweise Kassenflops zu riskieren. In der Vorjahressaison, von Ende Mai bis Anfang September, räumte die Dino-Fortsetzung „Jurassic World“ an den US-Kinokassen ab. Die Top-Ten-Kassenhits, darunter auch „Mad Max Fury Road“ und „Marvel's The Avengers 2“ spielten im Kinosommer 2015 fast 4,5 Milliarden Dollar ein. Sieben der zehn Kassenschlager waren Fortsetzungen oder Comic-Helden-Abenteuer.

Das ist auch das Rezept für den Kinosommer 2016: Nach dem Superhelden-Auftakt Ende Mai mit „X-Men: Apocalypse“ geht es Schlag auf Schlag mit Fortsetzungen weiter. Die Kult-Schildkröten aus „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ melden sich wieder, auch die kriminellen Zauberer in „Die Unfassbaren 2“. Die animierten Pixar-Fische um den kleinen Nemo kehren 13 Jahre nach dem Original-Hit „Findet Nemo“ mit „Findet Dorie“ zurück. Die deutschen Fans müssen sich allerdings bis Ende September gedulden.

Bei der 13. Kinoversion der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise ist in „Star Trek Beyond“ zumindest ein völlig neues Gesicht dabei, Idris Elba soll einen Bösewicht spielen. Wagte sich Matt Damon im vorigen Jahr als „Der Marsianer“ ins Neuland, geht er nun im August zum fünften Mal als Geheimagent „Jason Bourne“ auf Nummer sicher.

Recycelt werden auch die legendären „Ghostbusters“-Science-Fiction-Komödien aus den 80ern, in denen Bill Murray und Dan Aykroyd auf Geisterjagd gingen. Nun schickt Comedy-Regisseur Paul Feig mit Kristen Wiig und Melissa McCarthy ein weibliches Team los. Gruseliger dürfte es dank Oscar-Preisträger Jared Leto mit neongrünen Haaren und einer starren Gesichtsfratze als furchterregender Joker in „Suicide Squad“ zugehen.

Hollywood ist auch mit einer Neuauflage von „Ben Hur“ auf dem Nostalgietrip. Der Russe und Actionspezialisten Timur Bekmambetov inszeniert den Historienschinken mit Jack Huston als Nachfolger von Charlton Heston.

Doch im Sommer der Sequels und Superhelden gibt es auch Ausnahmen von der Regel. Oscar-Preisträger Matthew McConaughey spielt in dem Bürgerkriegs-Drama „The Free State of Jones“ einen Farmer, der zum Kampf gegen die Sklaverei bläst. Meryl Streep schlägt in der Filmbiografie „Florence Foster Jenkins“ als völlig untalentierte Opernsängerin ganz bewusst falsche Töne an. Michael Keaton verwandelt sich in „The Founder“ in den „Hamburger King“ Ray Kroc, der die McDonalds-Kette gründete.

Ausgerechnet der Blockbuster-Experte Steven Spielberg bringt mit dem Fantasy-Film „BFG: Big Friendly Giant“ etwas Abwechslung in den Kinosommer. Die Verfilmung des Kinderbuchs „Sophiechen und der Riese“ von Roald Dahl erzählt von der kleinen Sophie und einem freundlichen Riesen.

Für Liebesromanzen ist im Sommerprogramm wenig Platz, doch Barack und Michelle Obama schaffen es als Liebespaar auf die Leinwand. Das Dokudrama „Southside with You“ zeigt den jungen Obama im Jahr 1989 beim Kennenlernen der Anwältin Michelle Robinson, der späteren First Lady. Beim Sundance-Festival im Januar applaudierten die Kritiker, Mitte August soll der Film in die US-Kinos kommen. Ein deutscher Starttermin steht noch nicht fest.