„Ich grolle nicht“ - Regisseur Schamoni beerdigt
Seeshaupt (dpa) - „Ich grolle nicht“, singt die Schauspielerin und Sängerin Salome Kammer zum Abschied des Filmemachers Peter Schamoni. Es war eines der Lieblingslieder des Regisseurs.
Den Titel, eine Gedichtzeile von Heinrich Heine, habe er in den letzten Tagen seines Lebens oft zitiert, erzählt Anja Jungclaus, seine ehemalige Lebensgefährtin und spätere Freundin am Freitag bei der Beerdigung in Seeshaupt am Starnberger See. Der Filmemacher Peter Schamoni („Zur Sache, Schätzchen“) war am 14. Juni nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren in München gestorben. Mehr als 30 Spiel- und Dokumentar-Filme gehen auf sein Konto, viele davon sind preisgekrönt.
Die Bestatter tragen den Holzsarg - geschmückt mit rosafarbenen, gelben und weißen Rosen - aus der kleinen Halle des Friedhofs. Sohn Sebastian begleitet den Sarg, eine dunkle Sonnenbrille bedeckt seine Augen. Seine Mutter und seine Lebensgefährtin begleiten ihn. Auch Schamonis Enkelin Lisa Maria ist da. Ein Trompeter begleitet die Trauergemeinschaft bis zum Grab. Zahlreiche Kränze liegen schon dort, Bayerns Staatsregierung und die Stadt München haben einen Trauerkranz geschickt. Sohn Sebastian hat ein Herz aus weißen Rosen gebracht.
„Es ist seine letzte Reise“, sagte sein Freund Rob Houwer kurz zuvor in der Abschiedsrede. Der niederländische Regisseur und Produzent hatte mit Schamoni den Film „Majestät brauchen Sonne“ gedreht. Zuletzt habe Schamoni geplant, mit Houwer einen Spielfilm über den Maler Max Beckmann zu drehen. Doch dazu sei es leider nicht mehr gekommen. „Das Projekt ist tot, sagt man in der Filmsprache“, erklärt Houwer. Dann fügt er gerührt hinzu: „Leider ist diese letzte Reise kein Film, den man zurückspulen und immer wieder ansehen kann.“
Es habe ihn kalt erwischt, dass die schreckliche Krankheit Krebs seinen Freund in so kurzer Zeit dahingerafft habe. Houwer erinnert anschließend vor allem an die schönen Momente, die die beiden zusammen verbracht haben. Daran, wie sie im Sommer 1960 in Schwabinger Cafés den Neuen Deutschen Film erfanden. „Auch wenn wir gern den Frauen nachschauten, so blieb unsere große Liebe doch immer der Film.“
Ein weiterer prominenter Gast auf der Beerdigung ist der Produzent und Regisseur Alexander Kluge. Gemeinsam mit Schamoni hat er die Entwicklung des Neuen Deutschen Films maßgeblich vorangetrieben. Außerdem sind zahlreiche Produzenten und Regisseure da - unter anderem Peter Berling, Produktionsleiter beim Dreh von Werner Herzogs „Fitzcarraldo“. Auch der CSU-Politiker Peter Gauweiler ist da. Schamoni sei ein enger Freund gewesen, sagt er.
„Es wird böse enden“, habe Peter Schamoni schon an Silvester aus seinem bekanntesten Film „Zur Sache, Schätzchen“ zitiert, erzählt Anja Jungclaus, die die Beerdigung organisiert hat, in ihrer Trauerrede. Wenn sie ihn fragte, was er damit meinte, erwiderte er mit einem weiteren Gedicht von Heinrich Heine: „Das Glück ist eine Dirne“.
Es scheint, als habe er sein Schicksal erahnt. Jungclaus erinnert auch daran, wie schnell alles ging: An Ostern ging Peter Schamoni wegen Rückenschmerzen zum Arzt. Wenige Tage später kam die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es gebe keine Hoffnung, sollen die Ärzte gesagt haben.
Die Skulptur „L'homme“ von Max Ernst wird der Grabstein von Peter Schamoni sein. Über den Künstler hatte der Regisseur eine seiner letzten Dokumentationen gedreht.
Produzent Ulli Lommel, der mit Peter Schamoni „Deine Zärtlichkeit“ gedreht hat, ist als einziger Trauergast nicht ganz in schwarz erschienen. Er trägt Jeans und eine blaue Baseballkappe. Seine Kleidung ist ein Statement: „Es ist kein trauriger Anlass. Peter geht in eine andere Dimension“, sagte er. „Vielleicht in eine bessere.“