Isabella Rossellini leitet die Berlinale-Jury

Berlin (dpa) - Berühmt wurde vor allem erst einmal Isabella Rossellinis Gesicht: Von 1982 bis 1993 warb die diesjährige Vorsitzende der Berlinale-Jury auf Plakaten und in TV-Spots als Model für einen der größten internationalen Kosmetikkonzerne.

Inzwischen vertreibt sie ihre eigene Pflegeserie. Und sie gilt noch immer, ein Jahr vor ihrem 60. Geburtstag, als eine der schönsten Frauen der Welt. Die Tochter der Hollywood-Legende Ingrid Bergman („Casablanca“) und des italienischen Star-Regisseurs Roberto Rossellini („Rom, offene Stadt“) betrachtet Schönheit allerdings kritisch. Sie kommentierte einmal: „Es ist toll, wenn einen viele Menschen als schön empfinden. Aber sein Leben darauf aufzubauen, das wäre fatal.“

Wichtiger als alles Äußere sind Rossellini nach eigenem Bekunden „Persönlichkeit und Disziplin“. Beides bewies sie kontinuierlich nach ihrem kaum beachteten Filmdebüt an der Seite ihrer Mutter in „Nina - Nur eine Frage der Zeit“ (1976). Der Anfang war schwierig, wie sie in einem Interview erinnerte: „Die Medien verglichen mich mit meiner Mutter Ingrid Bergman, und deren Fußstapfen waren ziemlich groß.“

Der Durchbruch als Schauspielerin gelang Rossellini 1986 mit der Hauptrolle in dem vielschichtigen Psycho-Thriller „Blue Velvet“ von Regisseur David Lynch. Die Schauspielerin, deren Ehe mit Regisseur und Produzent Martin Scorsese („Taxi Driver“) 1983 nach nur vier Jahren geschieden wurde, verliebte sich während der Dreharbeiten in Lynch. Das Paar lebte anschließend mehrere Jahre zusammen.

Zu ihrer beruflich mit „Wild at Heart - Die Geschichte von Sailor und Lulu“ 1990 noch einmal sehr erfolgreichen Beziehung mit David Lynch bekannte Rossellini: „David war die größte Liebe meines Lebens.“ Als er sie wegen einer anderen Frau verließ, wäre sie zusammen gebrochen. Geholfen habe ihr eine alte Volksweisheit: „Wenn du am Boden zerstört bist und nicht weißt, was du tun sollst - tu gar nichts! Warte einfach ab, bis Zeit vergeht! Und ein oder zwei Jahre später kommt das Leben zu dir zurück.“

In den letzten 20 Jahren hatte Rossellini viele erfolgreiche Auftritte als Schauspielerin. Sie begeistert oft mit exquisiten, vielschichtigen Charakterstudien. Enorme Publikumserfolge feierte sie mit „Big Night“ (1996) und mit „Infamous“, einer 2006 auf dem Filmfestival Venedig bejubelten Biografie des Schriftstellers Truman Capote („Frühstück bei Tiffany“), die in Deutschland nur auf DVD erschienen ist. Zuletzt fesselte sie im Vorjahr als liebevolle Mutter in der hierzulande noch nicht in den Kinos gezeigten italienischen Bestselleradaption „Die Einsamkeit der Primzahlen“.

Auf der Berlinale 2008 präsentierte Rossellini, die abwechselnd in den USA und in Italien lebt, ihr von der Kritik gelobtes Regie-Debüt „Green Porno“. In acht comic-ähnlichen Kurz-Episoden beleuchtet sie darin auf skurrile Weise das Sexualleben von Tieren wie Regenwürmern, Libellen und Bienen, wobei sie selbst etwa eine Schnecke und ein Spinnenmännchen spielt.

„Ich komme gern nach Berlin, ich habe die Stadt in guter Erinnerung“, meint Rossellini. Sie war bereits mehrmals in der deutschen Hauptstadt, so 1992/93 zusammen mit Anthony Hopkins zu Aufnahmen für den im Kalten Krieg spielenden Thriller „. und der Himmel steht still“ unter der Regie von John Schlesinger. Während der Dreharbeiten aß sie abends oft in einem bei Künstlern sehr beliebten Lokal in Berlin-Charlottenburg. Personal und Gäste erinnern sie als bescheiden und scheu.

Noch immer, obwohl sie selbst längst Filmgeschichte geschrieben hat, wird Rossellini mit ihrer Mutter Ingrid Bergman verglichen. Das liegt auch daran, dass sie ihrer Mutter mit den Jahren immer ähnlicher sieht. „Ich habe mich daran gewöhnt, musste ich ja“, scherzt Rossellini gern. Und fügte jüngst hinzu: „Ich werde ihr wirklich immer ähnlicher. Ich habe ihre Leidenschaft fürs Putzen. Ich bin unentwegt am saubermachen und polieren.“