Gedächtnis der Menschheit Röntgenbilder und Nietzsche-Nachlass nun Weltdokumentenerbe

Paris/Bonn · Die Unesco erweitert ihr Register für bedeutende Werke der Menschheitsgeschichte. Sie nimmt den Nachlass von Friedrich Nietzsche auf - und Bilder von einem Jagdgewehr.

Ein Röntgenbild der Hand von Wilhelm Röntgen gehört nun zum Unesco-Weltdokumentenerbe. (Archivbild)

Foto: Marius Becker/dpa

Die ersten Röntgenaufnahmen der Geschichte gehören fortan zum Weltdokumentenerbe. Das teilte die Deutsche Unesco-Kommission mit und berief sich auf eine entsprechende Entscheidung des Exekutivrats der Weltkulturorganisation. Neben den vom Physiker Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) angefertigten Bildern wurden auch eine Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds, eine der bedeutendsten Schriften des Judentums, in das Register aufgenommen. Ebenso gehört ab sofort der literarische Nachlass des Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) zum Weltdokumentenerbe.

Insgesamt wurden 74 Dokumente neu in das Unesco-Register „Memory of the World“ aufgenommen. Das Weltdokumentenerbe umfasst Buchbestände, Handschriften, Partituren sowie Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von herausragendem Wert für die Geschichte der Menschheit. Mittlerweile zählt das Register mehr als 500 Einträge.

Der Schatz von Remscheid

Ebenso Teil des Weltdokumentenerbes ist eine Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds. (Archivbild)

Foto: Sven Hoppe/dpa

Bei den Röntgenaufnahmen handelt es sich um Bilder, die Wilhelm Conrad Röntgen im Zuge seiner Forschungen zu der nach ihm benannten Strahlung anfertigte. Eine Sammlung wird im Deutschen Röntgen-Museum in Remscheid in Nordrhein-Westfalen aufbewahrt. Zu den Bildern gehören unter anderem Aufnahmen von Röntgens eigenen Händen, von denen seiner Frau Anna Bertha - und sogar von seinem Jagdgewehr.

Bei der Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds handelt es sich nach Angaben der Deutschen Unesco-Kommission um die einzige weltweit, in der der gesamte Text des Werks enthalten ist. Das Manuskript von 1342 befindet sich seit 1803 im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek.

Mit Nietzsches Nachlass war es kompliziert

Der Nachlass von Friedrich Nietzsche wird heute in Deutschland und der Schweiz von der Klassik Stiftung Weimar, der Universitätsbibliothek Basel, dem Staatsarchiv Basel-Stadt und dem Nietzsche-Haus in Sils Maria aufbewahrt. Der Philosoph hatte ihn - anders als andere bedeutende Denker - nicht selbst geordnet, sondern nahezu vollständig seinen Erbinnen und Erben hinterlassen.

Nietzsches gesammelte Schriften seien so immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen, Überarbeitungen und Neuauflagen gewesen, erklärte die Deutsche Unesco-Kommission. Die Originalmanuskripte seien daher für das Verständnis seiner Philosophie von besonderer Bedeutung.

Der Philosoph befasste sich unter anderem mit der christlichen Moral, bekannt ist etwa sein Werk „Also sprach Zarathustra“. Nietzsches Werke sorgen bis heute für Diskussionen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Schriften von ihm für Propagandazwecke missbraucht.

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(dpa)