Ob auf Reisen, zu Hause in Berlin oder in Städten, in denen er beruflich unterwegs gewesen ist – überall hat Lars Eidinger Eindrücke seiner Umwelt mit dem Smartphone oder der Spiegelreflexkamera festgehalten. Die Ausstellung, die der Schauspieler gemeinsam mit dem Museumsteam gestaltet hat, präsentiert Fotografien und Videos, die zwischen 2018 und 2024 entstanden sind – eine Art visuelles Tagebuch, das den Blick des vielreisenden Schauspielers auf die Welt vermittelt. Ob Passanten, die auf Bänken sitzen, schlafende Obdachlose oder eigenwillige Bodenkacheln: Vermeintlich nebensächliche Alltagssituationen werden durch Eidingers Auge für unscheinbare Details und Widersprüchlichkeiten zu einer Bestandsaufnahme der Gegenwartsgesellschaft.

Er gehe nicht mit der Absicht raus, Motive zu suchen, hat Eidinger erklärt. Vielmehr sei es so, dass die Motive ihn fänden – ausgelöst durch einen Impuls aus dem Unterbewusstsein. Der Aspekt des Unbewussten in der Fotografie ist es auch, der den Schauspieler für den Titel seiner Ausstellung inspiriert hat. „O Mensch! Gieb acht! Was spricht die tiefe Mitternacht?“ – so beginnt ein Gedicht von Friedrich Nietzsche. Diese tiefe Mitternacht versteht Eidinger als das Unterbewusstsein, das nicht nur aus dem Fotografen, sondern ebenso aus dem Betrachtenden spricht. Weshalb jedwede Interpretation eines seiner Bilder dann auch mehr über die interpretierende Person als über das Bild aussage. In den verbliebenen Tagen bis zum Ausstellungsende bietet sich die vorerst letzte Chance, mit Eidingers Werken das Selbst zu ergründen.