Porträt Der Mann mit dem Hammer
Köln · Seit 2021 ist das Palais Oppenheim am Gustav-Heinemann-Ufer der deutsche Hauptsitz des renommierten Auktionshauses Sotheby’s. 1908 wurde die elegante Villa im Kölner Stadtteil Bayenthal für die Bankiersfamilie von den Architekten Charles Mewès und Alfons Bischoff im Stil des Barockklassizismus gebaut.
Dort finden auf der Bel Ètage regelmäßig Ausstellungen und Auktionen für Kunstwerke und Luxusartikel statt.
Das Palais Oppenheim ist aktuell auch der Arbeitsplatz von Auktionator Philipp Demeter, der seit zwei Jahren für Sotheby’s arbeitet. Vor zwei Wochen hat er die Benefiz-Auktion der Roten Funken für das Kunsthaus Kat 18 geleitet. Aktuell ist der 37-Jährige für eine Online-Auktion mit wertvollen Uhren, Edelsteinen und Schmuck zuständig. Die Exponate werden bis zum Ende der Auktion in der Bel Ètage den interessierten Bietern präsentiert.
„Man muss auch ein
guter Entertainer sein“
„Ich habe mit 15 Jahren als Schüler in einer auf Schmuck und Uhren spezialisierten Pfandleihe etwas Geld dazuverdient. Später habe ich dann BWL studiert und mich als Diamantgutachter und Gemologe ausbilden lassen. Gemologie ist die Wissenschaft der Edelsteine. Zunächst habe ich bei einem kleinen Auktionshaus in Österreich gearbeitet und bin dann zu Sotheby’s gegangen”, sagt Demeter, der ursprünglich aus Regensburg stammt und heute in Wien lebt.
Doch nicht nur Fachwissen ist bei einem Auktionator gefragt: „Man darf keine Scheu vor einem großen Publikum haben und muss auch ein Stück weit ein guter Entertainer sein. Und man sollte Spaß am Verkaufen haben. Denn unser Ziel ist es, immer den besten Preis für den Kunden zu erzielen. Dazu muss man Bieter auch nach zwei oder drei Stunden noch motivieren können.“
Sein Debüt als Sotheby’s-Auktionator hatte Demeter in Köln bei der Versteigerung des Nachlasses von Modezar Karl Lagerfeld. „Die Dinge, die unter den Hammer gekommen sind, waren äußerst vielfältig, von Kleidung und Accessoires wie Sonnenbrillen bis zu Möbeln und Kunstwerken. Das war sehr reizvoll für mich und auch sehr erfolgreich. So haben wir am Ende das Siebenfache des Schätzwertes erzielt. Bei einer kleinen Tuschezeichnung lag der Schätzwert zwischen 300 und 500 Euro. Am Ende wurde sie für 65.520 Euro verkauft.”
Vielfalt bestimmt inzwischen die Arbeit des gesamten Unternehmens Sotheby’s, das1744 in London gegründet wurde und das inzwischen seinen Hauptsitz in New York hat. „Ein neues Sammlergebiet sind zum Beispiel Sneaker, die vor allem für eine jüngere Zielgruppe interessant sind. Unser Auktionshaus hat aber auch das WM-Trikot von Diego Maradona, aus dem berühmten Spiel, als er sein Tor mit der ‘Hand Gottes’ gemacht hat, versteigert. Es wurde für 9,3 Millionen Dollar verkauft.“
Für Philipp Demeter bedeutet seine Arbeit als Auktionator auch, dass er ziemlich viel unterwegs ist. „Ich reise zu Kunden in Deutschland und Österreich und leite die Auktionen in Köln. Außerdem unterstütze ich die Teams in Genf genauso wie London oder Paris. Spezialisiert bin ich dabei auf Uhren und Schmuck. Das Ganze ist immer auch ein Teamwork. Sonst würde es nicht funktionieren.“
Demeters aktuelle Kölner Onlineauktion „Fine Jewels & Watches“ läuft noch bis zum morgigen Dienstag, 27. Juni, mit insgesamt 140 Losen, die versteigert werden. Star dieser Auktion ist der 400 Karat schwere Santa-Maria-Aquamarin „Blue Legacy“ mit einem Schätzwert von 50.000 bis 100.000 Euro.
„Der Stein hat eine imposante Größe und gleichzeitig eine sehr feine Qualität. Dazu kommt eine tolle Geschichte. Der Stein stammt von einer Familie aus der Nähe von Idar-Oberstein. Im 19. Jahrhundert ist ein junges Familienmitglied nach Brasilien ausgewandert und hat dort in einer Edelsteinmine gearbeitet. Er war sehr erfolgreich, ist allerdings mit 22 Jahren bei einem Minenunglück ums Leben gekommen. Die Besitzer der Mine haben ihn so geschätzt, dass nach dem Tod ein Abgesandter nach Deutschland gereist ist, und den Hinterbliebenen eine kleine Holzkiste überreicht hat. Darin waren Geld, ein Brief und der Aquamarin.“
Zur Auktion gehört außerdem eine Tiara, ein Diadem, das von einer adligen Dame am Wiener Hof bei den Festen des Kaisers getragen wurde. Dazu kommt eine wertvolle Uhrensammlung eines Hobbyrennfahrers, der die edlen Stücke von Heuer oder Rolex teilweise auch als Preise bei den Rennen bekommen hat. Der Erlös kommt geflüchteten Kindern zugute.
Der Auktionshammer von Philipp Demeter ist ebenfalls ein besonders Schmuckstück. „Da hat jeder Auktionator seine ganz eigenen Vorstellungen. Mein Auktionshammer wurde aus Rosenholz handgefertigt und dann von einem Goldschmidt veredelt. In den Griff wurde ein Aquamarin eingefasst“, verrät der Sotheby’s-Mitarbeiter.
Das Auktionshaus hat neben dem Hauptsitz in Köln noch vier weitere deutsche Standorte in München, Berlin, Frankfurt und Hamburg. Der Ursprung des Unternehmens geht ins 18. Jahrhundert zurück. In der Anfangszeit hatte man sich noch auf wertvolle Bücher spezialisiert. In Köln gibt es Sotheby’s bereits seit Jahrzehnten. Der erste Sitz war das Kreishaus in der Innenstadt. Die nächste Kunstausstellung und Auktion im Palais Oppenheim legt den Fokus auf die Druckgrafik, die zu den Öffnungszeiten im “Palais du Rhin” bestaunt werden kann.