Auktion im Fundbüro Wo in Düsseldorf getragene Tangas versteigert werden

Düsseldorf · Wer Auktionen im Fundbüro besucht, hofft auf einen Schatz. Neben Designerjacken mit Etikett gibt es Kisten voll getragener Tangas. Auch die werden verkauft – für 19 Euro.

Enver Perviz, neuer Leiter des Fundbüros, und mehrere Mitarbeitende koordinieren die Auktionen der Fundsachen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Um kurz vor 9 Uhr am Dienstagmorgen stehen rund 50 Menschen an der Erkrather Straße. Sie warten darauf, dass die Tür zum Fundbüro geöffnet wird. In wenigen Minuten geht hier die Auktion los. Unter den teils ungeduldig Wartenden sind auch Julia und Nina, beide Anfang 30: „Wir wollten schon immer mal hierhin, heute war die Gelegenheit.“ Die beiden Frauen setzen sich in die zweitletzte Reihe. Um sie herum sind die Stühle schnell gefüllt, rund 100 Menschen sind es mittlerweile, viele müssen stehen. Das wirklich Spannende spielt sich jedoch rechts im Raum ab: Dort stehen hinter einem schwarzen Absperrband mehrere aneinander gereihte Tische. Darauf stapeln sich Werkzeugkoffer, Rucksäcke, eine Gitarrentasche, ein Motorradhelm und allerlei weiterer Krimskrams in Kisten. Insgesamt 240 Fundsachen sollen hier heute einen neuen Besitzer finden. „Ich hoffe, dass sie alle genug Geld mitgebracht haben“, sagt ein Mann im roten Pullover, als er die Bühne betritt.

Für die Auktion gibt es klare Regeln: Alles ist ohne Garantie, der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme, es gibt keine Rückgabe. Bezahlt werden muss sofort und nur in Euro. Einen kleinen Überblick darüber, was heute unter den Hammer kommt, gab es vorab: Profi-Handwerkzeuge, gefüllte Werkzeugkisten, eine E-Gitarre, mehrere Apple-Kopfhörer, sogar Goldschmuck und Uhren. Die Highlights der heutigen Auktion.

Los geht es aber mit Kleidung. Der erste zu versteigernde Artikel ist ein Slim-Fit-Hemd in Größe S von Hugo Boss. Dazu gibt es ein Jackett von Dolce&Gabbana. „Passt immer“, sagt der Mann mit Mikro. Für nur 15 Euro kommen beide Teile unter den Hammer. Weiter geht es mit einer Winterjacke von Michael Kors.

In der letzten Reihe hat es sich Peter gemütlich gemacht. Er ist zum ersten Mal hier, hat aber schon häufiger bei Auktionen am Flughafen mitgeboten und Koffer mit unbekanntem Inhalt ersteigert. „Da waren dann Klamotten drin und eine Kaffeetasse, die ich immer noch habe.“ Gezahlt habe er 40 Euro. Der Durchschnittspreis liege eher bei 100 Euro. „

Auf der Bühne gehen die Artikel unterdessen kistenweise weg. Eine Kiste Schals, eine Kiste Jacken. Wer eine Vorliebe für eine bestimmte Art Kleidungsstück hat, wird hier vermutlich glücklich. Ob die Sachen in dieser Masse für den Eigengebrauch bleiben, ist allerdings fraglich. Wer braucht schon eine Kiste voller Winterhandschuhe oder einen Schuhkarton voll mit Brillen?

Sogar bereits Getragenes wird im Fundbüro versteigert – ganze Kartons mit T-Shirts und Blusen finden für wenige Euro einen neuen Besitzer. Ebenso schnell wird eine Sammlung getragener Tangas gekauft – für 19 Euro. Was noch kartonweise weg geht: Weihnachtsdeko, Elektrokleingeräte wie Rasierer und Bügeleisen, Spielzeug. Beliebt sind vor allem Artikel wie Bose-Kopfhörer, um die sich Peter mit einem weiteren Mann einen Bieterstreit liefert. Für 65 Euro gehören sie am Ende ihm. „Ich finde die Geschichte hinter jedem Stück interessant. Wie ist es hierher gekommen?“, sagt Peter. Das kann Enver Perviz, neuer Leiter des Fundbüros, beantworten: „Die Sachen sind Sicherstellungen aus Straftaten wie Diebstählen oder werden von Menschen als Fundstücke abgegeben.“ Das heute versteigerte Werkzeug wurde auf illegalen Baustellen einkassiert. In der Regel werde alles verkauft. Kein Wunder: Unter den Fundstücken ist auch Markenkleidung, teils neu und mit Etikett, die weit unter dem Verkaufspreis versteigert wird. Oft handele es sich um Artikel, die Kunden nach dem Bezahlen im Kaufhaus vergessen haben.

Alles nicht Verkaufte vermittelt das Fundbüro an die Caritas oder Stiftungen. Heute geht Perviz von einem guten Tag aus. „Ich denke, wir werden heute die 10 000 Euro knacken.“ Den Tageshöchstwert verspricht er sich von einer Unze reinem Gold. Auf mindestens 1800 Euro hofft Perviz.